Das Südchinesische Meer, gefürchtet wegen Piraten und Stürmen. Uns erwischt der schwerste Sturm an Land. Ingrid erkrankt an einer gefährlichen Malariaart. Mit viel Glück kommen wir mit einem blauen Auge davon.

 
noch berauscht von den wundervollen farben, geruechen und mythen balis, machen wir uns auf den weg richtung norden. IDEMO zieht stetig vorbei an den unendlich vielen inseln indonesiens. fuer die fischer hier, scheint "diesel" noch ein fremdwort zu sein. jede insel, jedes dorf bringt eine eigene form von segelboot hervor. und immer ruecken sie gemeinsam aus. oft haben wir zwanzig, ja dreissig besegelte kleine boote rund um uns. wir bestaunen uns gegenseitig und winken uns gute fahrt zu. am liebsten wuerden wir in jeder bucht halt machen. doch wie so oft, draengt uns die zeit. wir wollen nach borneo. die kleine stadt kumai in der indonesischen republik kalimantan ist unser ziel.

kumai liegt acht seemeilen flussaufwaerts, direkt im dschungel von borneo. IDEMO pfluegt durch eine braune bruehe gegen den strom. unsere seekarten enden wie der name schon sagt, mit der kueste. wir muessen uns daher nur aufs hoerensagen und unsere augen verlassen. nach jeder flussbiegung erwarten wir das dorf. doch erst zum sonnenuntergang sehen wir das minarett von kumai und den mast unserer freunde von der australischen segelyacht WOODWIND.

fuer yachten mit zwei metern tiefgang ist hier endstation. der fluss ist zu seicht. doch schon am naechsten tag koennen wir einen einheimischen fischer finden, der uns mit seinem boot weiter bringen will. weiter flussaufwaerts zu den orang utans.

noch vor fuenzig jahren gab es eine betraechtliche orang utan population auf borneo. doch uneingeschraenkte schlaegerung von tropenholz und exzessive brandrodung, haben den lebensraum fuer die primaten dramatisch eingeschraenkt. die dadurch entstandenen vielen kleinen, von einander getrennten waldgebiete, haben es fuer die orang utans schwierig gemacht sich zur paarung zu treffen. ein orang utan weibchen ist erst mit dreizehn jahren geschlechtsreif und kann dann nur etwa alle acht jahre ein junges zur welt bringen!

anfang der siebziger jahre gab es nur noch wenige tiere in ganz entlegenen waldgebieten. zur selben zeit war in kalifornien die hippiebewegung gerade auf ihrem hoehepunkt, als birute galdikas ihre doktorarbeit in anthropologie abschloss. sie und ihr freund waren danach eine zeitlang mit ihrer geliebten harley davidson durch amerika gezogen, doch jetzt wollten sie etwas besonderes unternehmen. sie beschlossen, irgendwo auf der welt die verhaltensweise von grossen primaten zu erforschen. dafuer wandte galdikas sich an dr. leakey, den ziehvater von der damals schon beruehmten diane fossey (gorillas im nebel). er konnte einen kontakt mit der indonesischen regierung herstellen und wenige wochen spaeter landetete das paerchen im dschungel von borneo, genau dort, wo IDEMO jetzt vor anker liegt.

unter unvorstellbar primitiven und schwierigen bedingungen errichteten die beiden ein urwald-camp und begannen mit ihrer arbeit. es gelingt orang utans in ihrer natuerlichen umgebung zu beobachten und nebenbei dominiszierte orang utans aus der gefangenschaft zu befreien und wieder an ihre natuerliche umgebung zu gewoehnen. der mann von birute galdikas geht nach sieben jahren zurueck nach amerika (und mit ihm der gemeinsame sohn). die forscherin selbst mag sich jedoch nicht von ihren geliebten affen trennen. sie bleibt im camp leakey, das sie nach ihrem foerderer benannt hat. dort lebt sie noch heute und wir wollen sie und ihre grossen orangenen freunde besuchen.

fuer die kinder der segeljacht WOODWIND (liam 11, aden 9 und irene 7 jahre alt) und unsere anna wird dieser ausflug zum besondern erlebnis. das einfache fischerboot soll fuer zwei tage unser zuhause sein. geschlafen wird an deck unterm moskotinetz und gekocht auf einer offenen feuerstelle im heck des schiffes. langsam tuckert das von mister jono gesteuerte boot flussaufwaerts. in der zwischenzeit kuemmert sich mister bobo um die kueche. er verwoehnt uns mit kulinarischen koestlichkeiten aus indonesien. von den tief ueber den fluss haengenden aesten der urwaldriesen, springen immer wieder nassenaffen ins wasser um genau vor unserem bug den fluss zu ueberqueren. das machen sie deshalb, weil die krokodile vor dem laerm des motors und der bugwelle fliehen. bunte voegel fliegen kreischend hoch. leguane liegen bewegungslos auf dicken staemmen und sogar schlangen, die sich von ast zu ast schlaengeln, koennen wir sehen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
am spaeten nachmittag erreichen wir camp-leakey. am neu errichteten landungssteg (bis vor wenigen jahren musste man waehrend der regenzeit mehrere hundert meter durch huefthohes wasser bis zum camp waten)  erwarten uns die ersten orang utans. ohne scheu beobachten sie uns und fliehen auch nicht als das boot anlegt. spaeter sollen wir erfahren, dass manche tiere ganz im camp bei den menschen leben. zu unserer enttaeuschung muessen wir erfahren, dass birute galdikas gerade auf einer vortragsreise in europa ist. es wird also nichts aus dem zusammentreffen mit einer legende.

mitarbeiter von galdikas nehmen uns jedoch zur taeglichen fuetterung der frei im urwald lebenden orang utans mit. ueber einen schmalen pfad marschieren wir immer tiefer in den fast undurchdringlichen wald. die ranger locken  mit lauten animalisch klingenden rufen die affen an. nachdem wir eine kleine lichtung erreicht haben, werden bananen, ananas und kokusnussmilch ausgepackt und es dauert nicht lange bis die ersten aeste rascheln und sich eine kleine gruppe von orang utans einstellt. wie akrobaten schwingen sie sich von ast zu ast. die weibchen mit den babys am bauch haengend, einige halbwuechsige und der grosse boss der gruppe. die ranger kennen jedes tier beim namen und wissen zu jedem eine geschichte zu erzaehlen. die besten fruechte gehoeren natuerlich dem anfuehrer der herde. ein blick von dem mehrere hundert kilo schweren affen und alle anderen ducken sich. wir duerfen ihm nicht in die augen schauen, sonst kann er ganz schoen gefaehrlich werden.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
frech und verspielt sind die halbwuechsigen. einer schwingt sich voellig unerwartet vom baum und grapscht sich irenes hut. sekunden spaeter sitzt er schon wieder auf einem hohen ast und hat den hut schief am kopf. eifrig schimpfend gibt er uns zu verstehen, dass der jetzt ihm gehoert. stundenlang koennten wir den orang utans zusehen und oft fragen wir uns, wer da wen beobachtet.
als wir spaeter zum fluss zurueckkehren, wartet mister bobo schon mit einem exotisch, scharfen abendessen auf uns. die nacht verbringen wir in einer flussbiegung, wo uns tausende urwaldgeraeusche in den schlaf singen. am naechsten tag gibt’s nochmals eine wunderbare flussfahrt zurueck zu unserem braven schiff.

von kalimantan fahren wir durch das suedchinesische meer richtung singapur. eine gegend, die einen sehr schlechten ruf hat. hunderte fischerboote mit netzen und schleppleinen bevoelkern das meer, unbestaendige und schwache winde machen das segeln zur geduldsprobe und staendig gibt es piratenueberfaelle.

die piratenueberfaelle jagen uns einen schrecken ein. wie wir aus den navigationsmeldungen per funk erfahren, wird nur zwei meilen von unserer position entfernt ein frachtschiff gekapert und um 50 000 liter palmoel erleichtert (was machen piraten mit 50 000 liter palmoel??).

doch wirkliche probleme machen uns die fischer. durch einen dummen aberglauben versuchen sie fremden schiffen moeglichst knapp vor den bug zu fahren und so spät wie moeglich den kurs zu aendern, da sie hoffen, die boesen geister, die ein bisschen traege sind, wuerden nicht schnell genug reagieren koennen und so von ihrem eigenen auf das fremde schiff ueberspringen. uns jagen sie damit natuerlich immer einen ziemlichen schrecken ein.  ausserdem liegen sie in der dunkelsten finsternis unbeleuchtet vor ihren netzen und koennen einfach nicht verstehen, dass wir sie nicht sehen. in der dritten nacht fahren wir in ein netz. IDEMO stoppt ploetzlich ab und nichts geht mehr. wir haengen fest. es ist stockfinster, nur hin und wieder zuckt ein blitz ueber das meer. etwas entfernt  von uns sehen wir ein weisses licht. ob das der besitzer des netzes ist? ich muss ins wasser und IDEMO befreien. das schiff stampft heftig in der duenung und ich mache mir so meine gedanken ueber haifische. ingrid leuchtet das meer mit einer taschenlampe ab und haelt ausschau nach grossen fischen. das netz ist schnell durchgeschnitten doch teile davon haben sich um den propeller gewickelt. nur mit den haenden tastend, denn unter wasser sehe ich nur schwarze finsternis, tauche ich immer wieder zur schraube und schneide mit einer saege die daumendicke leine durch. nach einigem hin und her gelingt das und wir machen uns schnellstens davon.

die naechsten tage bringen viele gewitter, damit verbunden aber auch atemberaubende, blutrote sonnenuntergaenge die sich in der glatten see und den tief herabhaengenden, dichten wolkenbaenken spiegeln. wir koennen nur mit offenem mund staunen. als wir dann an einem schwuelen nachmittag die skyline singapurs sehen, haben wir den aequator zum zweiten mal auf unserer reise ueberschritten.

anna faehrt zum ersten mal in ihrem leben wissend mit der u-bahn und findet es cool. wir verraenken uns die haelse beim bestaunen der wolkenkratzer. die traditionellen viertel chinatown und little india stehen im krassen gegensatz zur handelsmetropole singapur mit internationalem flair. hunderte kleine goldgeschaefte in den indisch beeinflussten strassen begeistern vorallem unsere tochter. besonders angetan haben es ihr auch die schoenen frauen mit dem roten punkt auf der stirn und den bunten saris. sie wuerde sich so gerne mit goldschmuck behaengen und eine maharani sein.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
unsere naechste navigatorische aufgabe ist die malakkastrasse, die meerenge zwischen sumatra und malaysien. auf der nur wenige meilen breiten wasserstrasse draengen sich taeglich hunderte frachter nach norden oder sueden. wir kommen uns vor wie auf einer autobahn. so, als wuerden wir auf dem pannenstreifen im ersten gang fahren. staendig werden wir von haushohen megatonnenfrachtern ueberholt.

eine lecke gasleitung, die von sumatra nach malaysien fuehrt, bringt ein interessantes physikalisches phaenomen mit sich. durch das ausstroemende gas, wird die tragfaehigkeit des wasser wesentlich eingeschraenkt. faehrt ein schiff in so eine gaswolke, ist es so als wuerde es ueber einen abgrund stuerzen. klingt ein bisschen unwahrscheinlich, wir haben davon aber schon in der karibik gehoert. jeweils vor grenada und tobago gibt es unterwasservulkane die den selben effekt ausloesen sollen. das spurlose verschwinden von zumindest zwei schiffen wird mit dem aufsteigen einer gaswolke aus diesen vulkanen erklaert. wir kennen die lecke stelle und machen einen grossen bogen drumm herum.

nach drei tagen haben wir eine pause dringend noetig und verholen uns nach port dickson. von dort aus besichtigen wir die alte portugisische stadt malakka. zu beginn der grossen entdeckungsfahrten war malaka der traum jedes gewuerzhaendlers und im kalten europa wurde hinter vorgehaltener hand von den reichtuemern des sultans von malakka erzaehlt. beruehmte seefahrer wie magellan haben hier ihre ersten sporen verdient und viele seeleute sind dem feuchten klima der stadt mit all ihren krankheiten, wie gelbfieber, typhus und malaria erlegen. auch die IDEMO soll nicht ganz ohne schrammen an diesem platz vorbeikommen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

leichte fieberschuebe bei ingrid lassen uns bald an malaria denken. unsere "malaria-taktik" war, auf prophylaxe mit all ihren gefaehrlichen und unangenehmen nebenwirkungen zu verzichten. wir wollten es vor allem anna ersparen, monatelang diese chemische keule einnehmen zu muessen. sollte wirklich einer von uns malariasymptome zeigen, haben wir fuer den notfall einen malariatest und entsprechende medikamente an bord. sind wir in unmittelbarer naehe eines arztes, wollen wir natuerlich dessen hilfe in anspruch nehmen. der verschreibt dann die entsprechenden medikamente und schwupsdiwups ist man wieder gesund. so viel zur theorie.

port dickson hat ein nettes kleines tropen-provinz-hospital in unmittelbarer naehe unseres ankerplatzes. ingrids blut wird untersucht und man kann keine malariaparasiten finden. da die anzahl der weissen blutkoerperchen aber sehr niedrig ist, wird ingrid auf dengue–fieber behandelt und stationaer aufgenommen.

dengue–fieber wird durch moskitos uebertragen, ist in den tropen so verbreitet wie bei uns grippe, nur dass es relativ langwierig ist. ein freund von uns hat es einmal so beschrieben: "du bist vierzehn tage halb tot und dann hast du sechs monate lang jeden morgen einen "hang over", so als haettest du bis spaet in die nacht gefeiert!" 

am naechsten tag wird bei einer weiteren blutprobe doch malaria festgestellt, plasmodium falciparum. auch kein problem, denken wir uns. am nachmittag beginnt ingrid zu husten. sie wird vor einen mittelalterlichen roentgenapparat geschoben und das bild zeigt flecken auf der lunge. die aerztin ist nett, macht aber keinen sehr kompetenten eindruck. wir ersuchen sie daher, ingrid zu einem lungenspezialisten zu ueberweisen. wir lassen uns in eine rettung packen (anna bleibt in der zwischenzeit bei ihren freunden auf der WOODWIND) und werden in das spital der naechstgroesseren stadt gebracht.

im sechsten stock des riesigen spitalbunkers herrscht bazarstimmung. der frauen-saal beherbergt 54 patienten und deren angehoerige. die angehoerigen muessen die kranken mit essen versorgen, sie waschen und darauf achten, dass sie die richtigen medikamente bekommen. in der nacht sieht man in jeder ecke, unter den krankenbetten und im stiegenhaus, verwandte der kranken auf alten decken, campingliegen oder in sesseln schlafen und ueber allem haengt ein feuchter nach schweiss mieselnder gestank.

ingrid braucht in der zwischenzeit sauerstoff, da ihre lunge nicht mehr voll arbeitet. ist die mobile sauerstoffflasche leer, muss ich um eine neue kaempfen. staendig bleiben wildfremde menschen vor ingrids bett stehen und starren sie minutenlang ungeniert an. kein wunder, wir sind die einzigen weissen weit und breit. wir haengen das moskitonetz so auf, dass wirklich nur ganz forsche einen blick auf die fiebernde weisse frau werfen koennen. in einem nahen elektrogeschaeft kaufe ich einen ventilator, der bringt etwas kuehlung.

der aerzte-pulk taucht einmal am vormittag auf und scheint nicht so recht zu wissen was zu tun ist. man erkennt zwar, dass die malariaparasiten gegenueber der angewandten medikamente resistent sind, wartet aber aus unerklaerlichen gruenden mit der verabreichung anderer mittel (damit waere auch die prophylaxe sinnlos gewesen). erst am nachmittag des zweiten tages erfahren wir, dass es in dem riesigen spital keinen einzigen lungenspezialisten gibt. ingrids zustand wir immer bedenklicher. in der zwischenzeit habe ich erfahren, dass es in kuala lumpur eine vernuenftige privatklinik geben soll. wir bestehen daher auf eine verlegung dort hin.

als wir das unsaegliche krankenhaus verlassen, schoepfen wir neue hoffnung. der moderne rettungswagen rauscht mit blaulicht richtung kuala lumpur. zwanzig minuten spaeter geht der sauerstoff aus. die begleitende aerztin und die krankenschwester laecheln beruhigend. es gibt noch eine zweite flasche. nur, die ist leer. ingrid bekommt grosse augen und wenig luft. der fahrer gibt vollgas. bald sehen wir die imposante skyline von KL. zaeh ziehen die autokolonnen ueber die ringautobahn. ich wundere mich, dass wir die silhouette der twintowers, dem wahrzeichen der millionenstadt, schon von allen seiten gesehen haben. aertztin und krankenschwester laecheln wieder, leider weiss eigentlich keiner so genau wo wir hinfahren. der rettungsfahrer war zwar schon dreimal in seinem leben in kuala lumpur, wo das gesuchte krankenhaus aber genau ist? woher soll er das denn wissen, k.l. ist eine grosse stadt mit vielen menschen. ich denke kurz an mord. ingrid redet nicht viel, sie fuehlt sich sehr schwach. da zieht die aerztin ihr haendy unter dem weissen kittel hervor und ruft ihren onkel an. der lebt in KL und wird den weg beschreiben. nach weiteren zwanzig minuten ohne sauerstoff, landen wir in einem slumviertel auf einer unbefestigten strasse. der fahrer sieht verzweifelt aus. mein vorschlag doch einen taxifahrer anzuhalten und als scout zu verwenden, wird bruesk abgelehnt. das widerspricht dem ehrenkodex des fahrers. die aerztin kann das verstehen und ich drohe ihr mit einer millionenklage. zurueck auf der hauptstrasse, gelingt es einen taxifahrer anzuhalten und der geleitet uns innerhalb von fuenf minuten zum gleneagle hospital.

es ist als haette uns scottie in eine andere welt gebeamt. sauberer edelstahl. glitzernde instrumente und bildschirme. ingrid wird sofort an hunderte kabel angeschlossen und sie liegt in einem weissen bett. gierig presst sie sich die sauerstoffmaske auf das gesicht.

der chinesische lungenspezialist kommt uns wie ein engel vor. mit designerschuhen und cerutti-krawatte passt er zwar nicht ganz in das gott in weiss-bild, aber er weiss scheinbar was er macht. sofort werden intravenoes die staerksten antimalariadrogen verabreicht und ingrid auf die intensivstation gebracht. waehrenddessen muss ich zum check-in. der "warme" empfang einer dicken inderin, mit dem busen einer sizillianischen marktfrau, wird mir ewig in erinnerung bleiben. "How do you want to pay?" stoesst sie hervor. verlegen zuecke ich die kreditkarte, die sofort zur ueberpruefung in eine maschine gesteckt wird. jetzt entspannt sich die situation etwas, doch bin ich der kassenlady noch immer ein dorn im auge. irgendwie duerfte sie unsere finanzielle situation mit einem blick erfasst haben. wahrscheinlich hat sie nicht so oft gaeste mit rucksack und einem ventilator in der hand.

obwohl wir uns optimal betreut fuehlen, verschlechtert sich ingrids zustand von tag zu tag. die beeintraechtigung der lunge kann nicht aufgehalten werden und am hoepunkt der krankheit muss ingrid an die lungenmaschine. trotzdem scheint es ab diesem zeitpunkt bergauf zu gehen und nach zwei wochen sitzt eine etwas schwache, fuenzig kilo schwere ingrid wieder auf der idemo und trauemt von neuen segelabenteuern.

das war idemos groesster sturm. noch nie hatten wir soviel angst. noch nie hatten wir so schweres wetter. geschaft haetten wir das nie, haetten wir nicht den beruhigenden rueckhalt von zu hause gehabt, haetten unsere eltern nicht sofort unser konto abgedeckt und damit der energischen dame im gleneagel hospital den wind aus den segeln genommen und waere die baka-oma nicht aus wien eingeflogen, um uns die sorge um anna abzunehmen. und nicht zuletzt gaben uns die vielen telefonate, sms und e-mails von besorgten freunden, das gute gefuehl nicht allein auf der welt zu sein. danke.

sobald wir die unseelige malakastrasse verlassen haben, begleitet uns auch wieder der passatwind. wir kreuzen durch die thailaendischen inseln und als ingrid wieder voll auf dem damm ist, wagen wir die ueberfahrt zu den malediven. endlich sehen wir wieder blaues wasser. unsere heiss geliebte dreisamkeit, lange naechte auf offener see, der kreisrunde horizont rund um uns und das plaetschern der bugwelle machen vieles wieder gut.

die kleine insel uligamu im ihavandhippolhu atoll erweisst sich als wahres paradies. sie wird "unsere" malediveninsel. lange sandstraende, palmen, glasklares wasser mit einer atemberaubenden unterwasserwelt und freundliche, offene inselbewohner.

wir tauchen wieder einmal in das "inselleben" ein und beginnen mit der lebensmittelproduktion. joghurt und frischkaese aus trockenmilch, koestliches sauerteigbrot, hummus (kochererbsenaufstrich), vitamine aus gekeimten bohnen und wasser aus der entsalzungsanlage (der strom dazu kommt aus solarzellen und windgeneratoren). fisch bekommen wir im supermarkt lagunenriff. man kann sich entscheiden: entweder bedient man sich mit der schleppangel vom dinghi aus oder nimmt beim taeglichen schnorchelausflug die harpune mit. fuer die zubereitung rohen fisches nach polynesicher art, holen wir kokosnuesse vom strand. etwas komplizierter entsteht der tintenfischsalat. mit einem speziellen koeder sind die burschen zwar leicht zu fangen, nur, zieht man sie aufs schiff, beginnen sie wie wild zu spritzen und machen alles violett-schwarz. bis ich den dreh heraussen habe, sieht unser deck aus wie das schreibheft eines ungeschickten tafelklasslers.

direkt neben IDEMO ankern unsere alten freunde von der WOODWIND und gleich daneben die amerikanische stahlketch DANZA. judy und david von der DANZA haben vielleicht die idealsten berufe fuer ein leben an bord. judy ist aerztin und david bootsbauer. so sind mannschaft und schiff immer bestens im schuss. die mannschaft besteht neben den eltern aus dem 16 jaehrigen david junior, seinem 13 jahre alten bruder jasper und der sieben jaehrigen charlotte. fuer anna und ihre freundinnen, charlotte und irene, beginnt eine enge freundschaft. die maedels schlafen immer am selben schiff. entweder zusammengepresst in den kojen oder unter sternen an deck. bis spaet in die nacht hoert man sie kichern und mit den ersten sonnenstrahlen packen sie ihre barbiepferde aus und beginnen sich geschichten von stolzen prinzen und wunderschoenen ladys zu erzaehlen. zu dritt schnorcheln sie ueber korallen, tauchen nach seesternen und zeigen sich wild gestikulierend die buntesten fische. natuerlich gibt es auch streit und sticheleien, aber soziales lernen ist fuer alle drei sehr wichtig.

an einem abend schwimmt eine delfinschule ganz nahe an den ankerliegern vorbei. wir sitzen gerade auf der WOODWIND und geniessen einen kuehlen sundowner. die kinder springen aufgeregt herum, sie wollen unbedingt mit den delfinen schwimmen. also schnappe ich mir das dinghi und fuenf mit flossen und schnorchel bewaffnete quaelgeister und ab geht es zu den grauen freunden. das spaete sonnenlicht zaubert eine einzigartige stimmung. als wir die delfine erreichen springen die kinder noch aus dem fahrenden dinghi. sie stecken die koepfe unter wasser und ich hoere sie begeistert durch die schnorchel grunzen. die delfine aber schwimmen weiter, gewaehren den kids nur einige augenblicke. bis die gesamte mannschaft wieder ins beiboot gestrampelt ist, koennen wir nur noch in der ferne die rueckenflossen sehen. doch es war fuer alle ein grossartiges erlebnis. dolphins at sunset!

der abschied von den malediven faellt uns schwer, doch die winde im roten meer sind nicht mehr lange guenstig fuer uns und so machen wir uns auf den weg richtung westen.

die kueste der arabischen halbinsel ist zu dieser jahreszeit ein gefuerchtetes windloch. davon kann die australische yacht FANTASY ONE mit karl und sandy ein lied singen. sechzig meilen vor der kueste gibt ihre maschine den geist auf. mit flappenden segeln liegen sie auf der spiegelglatten see, wind ist fuer die naechsten wochen nicht zu erwarten. keine frage fuer uns, wir aendern den kurs und steuern auf die FANTASY ONE zu. nach vier langen tagen gibt es eine freudige begruessung mitten am ozean. wir uebergeben eine schleppleine und  ziehen ein schiff und zwei glueckstrahlende gesichter richtung kueste. spaeter sollen wir erfahren, dass karl geborener oesterreicher ist. zwoelf jahre war er alt, als seine familie nach australien ausgewandert ist und er spricht noch heute deutsch mit kaernter-australischem akzent.

zum abschied aus dem indischen ozean wird unser konvoi von drei buckelwalen begleitet. majaestaetisch springen die riesigen saeugetiere aus dem wasser und wie uns karl erzaehlt, kann man ihren blas sogar am radar erkennen.


wir melden uns bald wieder!

anna, ingrid und robert
 

an bord idemo
dzt. salalah, sultanat von oman
 


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