Große Fische im Pazifik, riesige Krokodile in Australien, die größten Echsen der Welt auf Rinca und die schönsten Prinzessinen  auf Bali.

 
in den wenigen tagen, die uns in neukaledonien zur verfuegung stehen, versuchen wir so viel suedseegefuehl wie moeglich zu tanken und in unseren koepfen fuer die kalten winterabende zuhause zu speichern. wir machen lange strandspaziergaenge, schnorcheln am riff, sammeln kokusnuesse und lassen es uns so richtig gut gehen. um die hauptstadt noumea, machen wir einen grossen bogen. palmen, weisser sand, tuerkisklares wasser und einsame ankerplaetze, sind alles was wir sehen wollen.
 
auf einem dieser einsamen ankerplaetze, mitten im pazifik, treffen wir die oesterreichische yacht ORPHOS mit adi und irene. das treffen war nicht ganz zufaellig. von der stimme her kennen wir die beiden schon seit laengerer zeit, denn sie melden sich jeden morgen mit dem kanakkennetz auf SSB-radio (kanakken werden die ureinwohner neu kaledoniens genannt). in einer art doppelconference mit wiener schmaeh, bringen die zwei korneuburger alle die zuhoehren und mitmachen immer wieder zum schmunzeln.
 
adi und irene sind erfahrene salzbuckel. schon vor zwanzig jahren haben sie das mittelmeer verlassen und segeln seither im schneckentempo richtung westen. ihre liebe zum segeln haben sie aber auf einer wanderjolle in der tuerkei entdeckt. ausloeser fuer den ausgefallenen urlaubstoern war eine kindheitserinnerung von irene, deren vater jahrelang ein kleines buechlein "an den kuesten vorderasiens" auf dem nachtkasterl liegen hatte und irene immer wieder davon erzaehlt hat.

in diesem teil des pazifiks ist gerade der hoehepunkt der walsaison. ueber 5000 tiere tummeln sich in den gewaessern rund um die fanzoesische insel. um die tiere aus der luft bewundern zu koennen, klettern wir mit der ORPHOS-crew auf den leuchtturmberg am suedlichsten spitzerl von neu kaledonien. die aussicht von dort oben ist grandios. tausende kleine inseln und weisse riffe uebersaehen den blauen ozean. dazwischen koennen wir ganz deutlich mehrere gruppen von drei bis vier blauwalen erkennen. ein einzigartiges schauspiel. wir sind allerdings nicht die einzigen hier heroben. yvonne, eine franzoesische bilogiestudentin beobachtet ebenfalls die tiere. sobald sie eine herde ausmachen kann, meldet sie die position per ukw-handy an ihre koleginnen im speedboot und die machen sich in rasanter fahrt auf, um die blauwale aus naechster naehe zu studieren und zu markieren. jeden tag macht ein anderes von vier maedchen hier oben dienst und wird erst am abend vom restlichen team mit dem boot abgeholt. yvonne erzaehlt uns lange ueber ihre arbeit und das verhalten der grossen meeressaeuger. anna bekommt biologieunterricht wie er besser nicht sein kann.

drei tage und zwei lange abende geniessen wir es wieder einmal so richtig wienerisch zu reden, aber dann muessen wir weiter. mit bestaendigen winden und gutem wetter ziehen wir richtung nordspitze australiens. diese bedingungen sind ausgezeichnet fuer den ersten schultag an bord. mitten in den oesterreichischen schulferien, weit draussen am einsamen ozean beginnt anna mit dem heimunterricht fuer die erste klasse volksschule. fuer die "lehrer" beginnt die schier unloesbare aufgabe, den unterricht so zu gestalten, dass er auch spass macht und nicht zur laestigen pflicht wird. moeglichst regelmaessig nehmen wir jetzt die buecher zur hand. ferien gibt’s nur bei rauher see oder wenn es gilt einen besonders interessanten landausflug zu machen.

die naechte sind unglaublich hell und der himmel uebersaeht mit unzaehligen sternen. bei vollmond rauscht idemo, einen weissen schwanz aus schauemendem wasser hinter sich herziehend, ueber den pazifik und die korallensee. dabei werden wir zeugen eines seltenen schauspiels. mars und mond stehen ungewoehnlich kapp beieinander. fast sieht es so aus, als wollte ein hell erleuchtetes raumschiff auf dem mond landen. eine aehnliche konstellation der sterne wird es erst wieder in sechstausend jahren geben.

natuerlich gibt es auch wieder ausreichend fisch auf der IDEMO. wie ueblich besteht unser angelgeschirr nur aus einer starken leine, einem plastikkoeder und einem grossen doppelhaken. fisch wie er frischer nicht sein kann! was wir nicht vertilgen koennen wird in essigmarinade eingelegt und haelt so für wochen. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
die torresstrasse trennt australien von asien. hunderte inseln und unzaehlige untiefen machen die durchfahrt zum echten erlebnis. obwohl dies eine so beruehmte wasserstrasse ist, gibt es nur wenige landmarken und leuchtfeuer. wir planen daher nur bei tageslicht zu segeln. doch als wir uns mitten in dem labyrinth aus inseln und riffen befinden, sieht alles gar nicht so schlimm aus. strom hilft uns und wir segeln mit betraechtlicher geschwindigkeit richtung westen. wir beschliessen daher die nacht durchzufahren. wollen wir doch noch vor dem wochenende in australien einklarieren, da uns sonst eine saftige gebuehr fuer das ankommen ausserhalb der geschaeftszeiten erwartet.
 
mit dem einbruch der dunkelheit aenderst sich die situation schlagartigt. links und rechts tauchen schwarze schatten, die alle ganz anders aussehen als auf unserer karte, auf. starker strom von der seite macht das navigieren unglaublich kompliziert und schwierig. sofort wuenschen wir uns sehnlichst an einen sicheren und ruhigen ankerplatz zurueck. doch jetzt muessen wir eine lange tropische nacht zwischen den inseln segelnd ausharren. alle zehn minuten zeichnen wir unsere position in die karte ein. landmarken stehen in einem anderen winkel zu uns als erwartet. da werden wir auch noch von einem grossen containerschiff ueberholt, das einen fuer uns vollkommen unverstaendlichen kurs eingeschlagen hat. wir sind verunsichert und starren mit grossen augen in die dunkelheit. es wird eine lange und ungemuetliche nacht, in der wir uns oefters den kopf kratzen. mit dem ersten tageslicht klaert sich jedoch alles auf und wir koennen unbeschadet und um eine unnoetige erfahrung reicher, unseren anker an einem sonnigen freitag morgen in thursday island auf australischem territorium fallen lassen.
 
australiens northern territory ist eine unwirtliche gegend. das landesinnere besteht aus undurchdringlicher wueste und sumpflandschaften. an der kueste gibt es fast keine ansiedlungen. grosse teile sind aboriginalland, das von weissen nur mit sondergenehmigung betreten werden darf. wir wagen uns trotzdem an manchen stellen an land. ureinwohner treffen wir nicht, dafuer aber ranger, die die gebiete ueberwachen. die leute sind jedoch sehr freundlich und haben nichts gegen unsere kurzen landgaenge einzuwenden. beim anlanden mit dem dinghi muss man vorsichtig sein, denn an diesem kuestenabschnitt wimmelt es nur so von salzwasserkrokodilen – den salties. die tiere koennen bis zu sieben meter lang und einige hundert kilo schwer werden. seit sie unter naturschutz stehen und nicht mehr gejagt werden duerfen, haben die krokodile noch dazu jegliche scheu vor dem menschen verloren. wir beherzigen den ratschlag, dass krokodile ihre opfer immer zuerst einige tage beobachten um gewohnheiten zu erkennen und versuchen daher, nie am selben strandabschnitt zweimal zu landen und immer an unterschiedlichen seiten vom boot ins dinghi zu klettern. natuerlich herrscht trotz der bruetenden hitze absolutes badeverbot.

im zuge der kolonialisierung australiens, hat es einige versuche gegeben, staedte an der nordkueste zu gruenden. doch die meisten wurden schon nach wenigen jahren wieder aufgegeben. die umweltbedingungen waren einfach zu rauh. vor so einer ruinenstadt, port essington, ankert IDEMO, als wir seit tagen das erste segelschiff sehen. noch dazu eine oesterreichische yacht! wir sind freudig ueberrascht, als wir die MOPEPO mit hans, karin und janni (10 Jahre) erkennen. seit der karibik haben sich unsere wege zwar immer wieder gekreuzt, doch haben wir die drei an der westkueste panamas gewaehnt. das wiedersehen wird mit frisch gefangenem fisch, manner schnitten (von der IDEMO), inzersdorfer fleischpastete (aus der bilge der MOPEPO) und natuerlich einigen glaserln australischem rotwein aus der vierliterbox gefeiert.

die drei MOPEPOS sind wahrscheinlich oesterreichs erfahrenste hochseesegler. ziehen sie doch schon seit ueber siebzehn jahren rund um den globus und sind gerade bei ihrer vierten weltumsegelung. janni wurde auf zypern geboren, hat einen taufpaten auf den marquesas und kann "erst" auf zwei und eine halbe runde rund um den erdball zurueckblicken.

anna und janni freuen sich besonders, dass wir bis darwin gemeinsam segeln wollen. dort angekommen, gibt es fuer uns jedoch einiges zu tun. IDEMOS getriebe spinnt wieder einmal und die letzten vorbereitungen fuer den toern durch indonesien muessen getroffen werden.

schnell wird mir noch ein zahn gezogen (vierer links oben, fuer die, denen das was sagt), den schon unzaehlige aerzte zwischen kroatien und australien behandelt haben. zu ingrids entsetzen, verschoent jetzt eine gut sichbare zahnluecke mein laecheln. die eile war jedoch unbegruendet, denn die suendteueren ersatzteile fuer das getriebe muessen in england bestellt werden.

es bleibt uns daher zeit fuer einen trip ins australische outback. wir mieten einen gelaendewagen und ruesten ihn mit EPIRP (Satelittenotsender), GPS, UKW-handy und diversem anderen Zeug von der IDEMO aus. dann geht’s los. keine flussdurchfahrt und keine wellblechpiste ist vor uns sicher. wir sehen jede menge natur und wilde tiere, verbringen herrliche abende am lagerfeuer, umringt von den unheimlichen geraeuschen des busches und haben wirklich viel spass.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
zurueck in darwin, koennen wir alle anstehenden reparaturen erledigen und bald richtung indonesien aufbrechen. wir sind nicht ueberrascht, dass der wind auf sich warten laesst. alle windkarten fuer diese jahreszeit und gegend lassen auf nichts gutes hoffen. 120 liter zusaetzlicher diesel, gebunkert in brandneuen kanistern, sollen unserer IDEMO einen weiteren aktionsradius geben. 

so ueberqueren wir, teilweise segelnd, groesstenteils motorend die timorsee und zuckeln am vierten abend der ueberfahrt die kueste von timor entlang. begleitet werden wir dabei von unzaehligen lagerfeuern an land, die in den stockfinsteren waeldern leuchten. richtig gespentisch sieht das aus. wir stellen und vor,  wie wilde ureinwohner rund um lodernde lagerfeur zu rhytmischen trommelklaengen tanzen. was die leute an land wirklich machen, werden wir wohl so bald nicht erfahren.

zwei tage spaeter faellt unser anker vor der kleinen insel rinca, die die heimat der beruehmten komodo-drachen ist. diese "riesen-eidechsen" werden bis zu drei meter lang und hundertfuenfzig kilo schwer und sie sind fleischfresser! sie jagen rehe, wildschweine und wasserbueffel. mit dem ersten morgenlicht machen wir uns, gefuehrt von einem einheimischen, auf den weg zur wasserstelle der drachen. anna ist ziemlich aufgeregt, ich habe unbemerkt und gut versteckt die machete in den rucksack gepackt, sicher ist sicher. und tatsaechlich, etwas tiefer im tal sehen wir die ersten drachen. sie sind ueberraschend gross und die krallen an ihren fuessen erinnern mich an annas maerchenbucher.  starr liegen sie im schatten und oeffnen nur selten die augen, um notiz von ihrer umwelt zu nehmen. manchmal zischt eine lange, gespaltene, gruenrosa zunge aus dem maul, aber wirklich aktiv sehen die viecher nicht aus. wir sehen auch wilde wasserbueffel und ich muss sagen, waere ich ein wasserbueffel, wuerde ich mich vor einem riesenvaran nicht besonders fuerchten.

diese annahme soll sich aber als falsch herausstellen. zurueck beim verwaltungsgebauede des nationalparks, lernen wir den amerikaner hank kennen. irgendwie erinnert er mich an sean conery in medicineman. tatsaechlich ist er wissenschaftler und untersucht seit ueber zwoelf monaten im auftrag der unversitaet von wyoming, das verhalten der echsen. er kann unzaehlige fakten und geschichten ueber sein forschungsobjekt erzaehlen. unter anderem erfahren wir, dass er mit eigenen augen gesehen hat, wie ein wasserbueffel von vier varanen angegriffen und zu fall gebracht wurde.

waehrend wir mit hank plaudern, unterhaelt anna einige der parkranger und unseren guide mit geschichten aus ihrem leben. ploetzlich springen die maenner auf und sind ganz aufgeregt. eine schwarz-graue viper schlaengelt sich zwischen den messinstrumenten der wissenschaftler und der stiege des wohnhauses hindurch. als die schlange bemerkt, dass sie gesehen wurde, stellt sie sich sofort auf und beginnt warnend mit ihrer schwanzspitze zu rasseln. das loest noch mehr aufgeregtes herumspringen unter den mit bunten sarongs bekleideten maennern aus. hank warnt uns, dass die schlange extrem giftig ist. sie kann springen, beisen und spucken. vielleicht wuerde es ein gegengift auf der nachbarinsel komodo geben, doch selbst mit einem schnellen boot, wuerde das einige stunden dauern.  man versucht mit langen stoecken das tier in den busch zu treiben. doch sie ringelt sich immer wieder ein und versteckt sich unter steinen. da hebt einer der einheimischen das mittlerweile total verschreckte tier mit dem stock und will sie in einen kakteenwald schupfen, doch das geht schief und sie landet direkt vor den fuessen von unserem neuen freund, der einen meter neben mir steht. jetzt ist hank nicht mehr ganz der coole wissenschaftler, sondern springt mit einem erschreckten satz und grossen augen auf die seite. ich stolpere in die andere richtung und vergesse in der panik, eine nahaufnahme zu machen. gott sei dank passiert nichts, denn die voellig veraengstigte schlange denkt schon lange nur mehr an flucht und verzieht sich schleunigst ins unterholz.

als wir drei tage spaeter in bali ankommen, habe ich den schrecken laengst vergessen und IDEMO hat die ersten meilen im indischen ozean auf dem buckel.

auf einer ausgedehnten inlandstour durch bali, sehen wir terrassierte reisfelder, wunderschoene in den heiligen farben weiss, rot, gelb und schwarz geschmueckte hindutempel, hohe vulkanberge und gewinnen ein wenig einblick in die lebensart der balinesen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
anna ist besonders von den tanzvorfuehrungen und den bunten gewaendern der aktoere begeistert. die taenze erzaehlen geschichten von schoenen prinzessinen und stolzen prinzen, boesen ungeheuern und mutigen affen. stundenlang koennte unsere kleine maus da zuschauen, sie waere so gerne eine prinzessin im glitzernden kleid.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
bevor wir uns wieder auf den weg machen, opfern wir nach hinduart im haustempel der marina, vishnu dem gott des windes, ein blumenkoerbchen und zuenden ein raeucherstaebchen an. wir hoffen, dass er uns damit gut gesinnt ist und wir mit guten winden und ohne probleme nach kalimantan (borneo) kommen.

wir melden uns bald wieder!

anna, ingrid und robert

an bord idemo
dzt. benoa harbour, bali, indonesien
 
 

 



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