Arbeit wartet auf uns. Idemos Unterwasserschiff gleicht einem Bitotop und die Außenfarbe schreit auch nach einer Überholung. Zwischendurch dürfen wir die riesigen Leatherback-Schildkröten beim Eierlegen beobachten und die Steeltrommeln bewundern.

 
auf der ueberfahrt von grenada nach trinidad waren wir mit der geschwindigkeit, die unser braves, aber durch bewuchs geplagtes schiff laufen konnte, gelinde gesagt unzufrieden. wind und strom waren auch noch gegen uns und so hat sich idemo mit nur matten 3 knoten in einer langen nacht der insel des karnevals und der steelbands genaehert.

die schmale einfahrt in die schaeren von trinidad hat uns aber fuer die zermuerbende nachtfahrt voll entschaedigt. der urwald reicht bis direkt ans wasser. hunderte pelikane jagen im vom orinoco braun gefaerbten wasser, das durch den starken strom, einem wildbach gleicht. eine "fitzcaraldo – amazonas" landschaft und idemo mitten drinn.

von der totalen zivilisation wird man wieder in der bucht von chaguaramas eingeholt. viele, viele schiffe von 5 – 200 m an land stehend oder vor anker in der bucht und die meisten sind nur aus einem grund hier, schiffsueberholung.

in der bucht von chaguaramas war in der zwischenkriegszeit ein flottenstuetzpunkt der us-navy. hier wurden die schiffe ueberholt die im oestlichen teil der karibik patrouille liefen. mit diesen schiffen kamen tausende marines und  vor dem flottenstuetzpunkt entstand das vergnuegungsviertel point cumana. zu dieser zeit wurde von lord invader  der calypsosong "rum and cocacola" geschrieben. die interpretationen der pointer sisters und des legendaeren weltorchesters haben diesen song weltweit beruehmt gemacht.

"if you ever go down trinidad, 
they make you feel so glad,
calypso sing and make up rhyme,
guarantee you one real good fine time.
drinking rum and cocacola
go down point cumana
both mother and daughter
working for the yankee dollar.
if a yankee comes to trinidad,
they got the young girls all going mad,
young girl say they treat them nice
make trinidad like a paradise.
drinking rum and cocacola ..."

die zeiten der yankees sind lange vorbei und point cumana ist ein kleiner verschlafener vorort von port of spain, der hauptstadt von trinidad. die einrichtungen der amerikaner wurden weiter genutzt und seit anfang der siebziger jahre werden, hier im hurricanfreien guertel, yachten aus dem wasser gehoben, ueberholt und fuer die hurricanzeit an land abgestellt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
wir haben noch nie so viele yachten auf einem haufen gesehen. an land und in sechs marinas (alles auf engstem raum) stehen mehrere tausend yachten. vor anker liegen gut 200 schiffe. viele schiffe sind bewohnt und fast alles sind eignerschiffe. an land bekommt man nahezu alles fuers schiff. es gibt ein eigenes 200 seiten starkes branchenbuch nur fuer betriebe, die yachtzubehoer oder arbeiten rund um yachten anbieten und dies alles in einem ort der vielleicht 50 einheimische einwohner hat. taeglich am morgen gibt es ueber ukw-funk ein eigenes netz fuer die liveaboards. da wird werbung fuer diverse werkstaetten und restaurants gemacht, man kann seinen alten aussenborder anbieten, jede ankommende yacht stellt sich am funk vor und solche, die trinidad verlassen verabschieden sich. man lebt wie in einem dorf, jeder kennt jeden. die hilfsbereitschaft unter den schiffen ist gross und viele schiffe schaffen den sprung von chaguaramas weg niemals. kinder werden geboren und schreckliche todesfaelle passieren, alles wie im richtigen leben. man hat den eindruck die ganze welt besteht nur aus yachten und menschen, die auf schiffen leben. der sinn fuer das reale leben geht etwas verloren.

wir sind sechzehn tage an land gestanden. mit der unterstuetzung unsere guten freundes ruud von der holländischen yacht "xenia", haben wir in dieser zeit fleissig  geschliffen und gestrichen und jetzt sieht idemo wieder wie neu aus. wir sind mit sonnenaufgang aufgestanden und haben erst zur sundownerzeit den pinsel bzw. den winkelschleifer todmuede aus der hand gelegt. wir haben uns mit farben und antifoulings und den englischsprachigen technischen informationsblaettern herumgeschlagen. der schleifstaub hat sich waehrend der gesamten zeit in unseren nasenloechern festgesaugt und die haende waren staendig in den farben rot, weiss, grau und schwarz gesprenkelt.  ausserdem haben wir an einem tag unsere fenster herausmontiert, um die dichtungen zu erneuern und just in dieser nacht ging ueber trinidad ein jahrhundert-regenfall nieder....

auf der anderen seite kann man sogar auf den boatyards natur erleben. in der frueh auf dem weg zur dusche, muss man riesige schwarze geier verscheuchen, pelikane sitzen auf den pollern, und der urwald reicht bis an die strasse. die bucht ist mit quallen uebersaet, alle zehn bis zwanzig zentimeter schwimmt eine. pfluegt man mit dem dinghi durch diese herde, zuckt der motor ununterbrochen - geruettelt von den quallen die in den radius der schraube gezogen werden. das wasser ist so fischreich, dass einem die fische ins dinghi springen – wirklich kein seglerlatein! ihr koennt euch vorstellen, wie ueberrascht wir waren, waehrend einer dinghi-fahrt ploetzlich einen glitschigen, nassen besucher von fuenfzig zentimetern im dinghi zu haben. ingrid und anna haben gekreischt und ich war etwas maulfaul. man muss sich ziemlich ueberwinden diese bissigen dinger  von hinten anzugreifen und wieder ins wasser zu befoerdern. angeblich sind die so agressiv, dass sie sich im dinghi verbeissen und dinghi-repairkitts sind ziemlich teuer! von waden oder zehen gar nicht zu sprechen.

natuerlich haben wir auch viele neue freunde gefunden und alte getroffen. die "bring your own"-grillabende unter den an land stehenden schiffen waren immer lustig und in den diversen bars gab es viel musik von und fuer cruisers. wir haben uns die kinder "geteilt" und gemeinsam autos fuer landausfluege gemietet.

die landausfluege waren natuerlich wie immer der hoehepunkt. in trinidad gibt es einige der meist frequentierten schildkroetenstraende der erde. bis zu 350 schildkroeten werden in einer nacht pro bucht gezaehlt. bis zur ankunft der ersten leatherback-turtel darf niemand den strand betreten.
doch sobald die erste gelandet war, durften wir in einer kleinen gruppe auf den strand und sahen, wie die schildkroete gerade dabei war ein loch in den sand zu graben. sobald sie mit dem legen der eier beginnt, verfaellt sie in eine art trance und man kann sie angreifen und aus naechster naehe beobachten, wie die eier in das loch fallen. anna war hin und her gerissen. und als dann auch noch kleine schildkroeten aus einem anderen nest geschluepft sind, war sie vollends von den socken. sie muss hunderte von den tieren "gerettet" haben, indem sie sie ins meer getragen hat. es war faszinierend eine szene, die man nur aus dem fernsehen kennt, so hautnah zu erleben. die turtels sind ungefaehr zwei meter lang und haben grosse, schaufelartige fuesse. nachdem sie die eier gelegt hat, schaufelt sie das loch wieder zu und verwischt die spuren. ich bin ziemlich erschrocken als sie mir dabei in stockfinsterer nacht die fuesse weggezogen hat.

nach sechs wochen chaguaramas war es zeit weiterzufahren. wir hatten noch lange nicht alles gesehen, aber wir wollten weiter. zu gross ist die versuchung in trinidad am schiff zu basteln und wir wollen nicht basteln, sondern segeln. so haben wir uns mit sechs anderen schiffen zusammengetan, um auf die "los testigos", eine kleine inselgruppe vor venezuela, zu fahren.

unter dem motto "die glorreichen sieben erobern venezuela", kamen wir nach einer schoenen nachfahrt auf den testigos an. die inseln zeigten sich sehr suedamerikanisch. ein absoluter kontrast zum tropischen trinidad und der oestlichen karibik. die polizeistation, bei der wir einchecken mussten, koennte in jedem hollywoodfilm als kulisse dienen. wir wurden aber korrekt und nach der uebergabe von zwei dosen bier, auch sehr freundlich behandelt. die polizisten sind hier immer fuer zwei monate stationiert und während dieser zeit koennen sie nichts kaufen. also sind zigaretten und alkohol gegen ende ihres dienstes heiss begehrt.

wir haben es auf diesen einsamen (es gibt keine oeffentliche verkehrsverbindung zum festland) inseln sehr lustig gehabt. die besteigung der hohen duenen war anstrengend. die turtlewatchtour in eigenregie brachte zwar nur eine frisch geschluepfte schildkroete (die sofort von anna gerettet wurde), dafuer aber viel aufregung und abenteuer bei der naechtlichen dinghifahrt durchs riff und der suche nach den behaebigen freunden. wie gluehwuermchen sind wir (sechs kinder, sieben erwachsene, eine ente, ein hund und acht taschenlampen – da staunt ihr, was manche leute so an bord haben, gell?) dabei ueber den strand ausgeschwaermt und haben damit wohl alle schildkroeten verscheucht.

am naechsten morgen haben wir bei den fischern gegen t-shirts, rum und zigaretten, fisch fuer 21 hungrige maeuler getauscht und diesen ueber einem riesigen lagerfeuer unter palmen am strand gegrillt. als vorspeise gab es starter aus aller herren laender, aufgedeckt auf einem am strand liegenden dinghi, das so beladen sicher nicht mehr geschwommen waere.

leider mussten wir nach drei tagen weiter zur isla magarita, wo wir die offizielle einklarierung vornahmen und gute freunde aus wien auf uns warteten.

nach einem toern rund um die inseln zwischen margarita und dem festland (im idemo-logbuch als der blazek – zizala toern vermerkt), liegen wir nun in porlarmar auf der isla margarite vor anker und bunkern fuer die weiterfahrt. idemo ist voll mit billigem rum, wein und bier, denn magarita ist eine zollfreizone und so guenstig koennen wir sicher lange nicht mehr einkaufen.

venezuela ist ein totaler kontrast zur tropischen oestlichen karibik. viel trockener, auch heisser, kein regenwald, wenig palmen, dafuer kakteen und niedrige buesche, die menschen sehen ganz anders aus, es wird spanisch gesprochen und alles sehr suedamerikanisch – ist ja auch kein wunder, wir sind ja auch in suedamerika! was uns halt wundert, ist, dass wir nur 100 seemeilen gesegelt sind, die umgebung sich aber um 100% verandert hat. das mussten wir erst einmal verdauen und jetzt, auf den 2. blick gefaellt es uns ganz gut.

naechste woche soll es weitergehen richtung venezolanisches festland.
mal sehen, was uns dort so erwartet.

viele gruesse

senden anna, ingrid und robert

an bord idemo
dzt. porlamar, isla margarita, venezuela

18.08.2001

 

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