Land der Berge, Land der Inseln ....

Eine Reise entlang der Highlands und durch die Hebriden.

Graue aus massivem Gestein gebaute Burgen, Nebelfetzen die über einsames Hochland treiben, aufgewühltes blaues Meer mit unzähligen wild kreischenden Möwen am Himmel und mittendrin ein kleines Boot mit strahlend weißen Segeln. Solche Bilder spukten in unseren Köpfen, als wir uns für einen Segeltörn an der Westküste Schottlands entschlossen. Dies war ja kein „normaler Sommerurlaub“, sondern unsere Hochzeitsreise und da sollte es schon etwas besonders romantisches sein. Und um es vorwegzunehmen, unsere Erwartungen wurden in keiner Weise enttäuscht.

Von Ardfern, einem kleinen Dorf im Süden von Oban (gibt es überhaupt Städte oder auch nur große Dörfer an der Westküste?), segeln wir los in Richtung Norden. Loch Spelve auf Mull ist unser erstes Ziel. Dort angekommen spazieren wir durch die liebliche Landschaft der Insel zum Duart Castle. Diese Burg, die an der Südostspitze von Mull liegt, ist schon seit mehreren Jahrhunderten im Besitz des Mc Lean Clans, und eines der wenigen zur Zeit noch bewohnten Castles. Die Mc Leans sind eine besonders stolze Familie mit einer bewegten Geschichte und noch heute zählen sie einige hundert Mitglieder, die sich in regelmäßigen Abständen an diesem vom Meer umtosten Ort treffen.

Aber was interessiert uns die Geschichte, die Geschichtchen sind das was die Vergangenheit eines Ortes lebendig macht. Ein kleiner Felsen, den man vom Erker des Herrenzimmers aus sehen kann, mitten im Sound of Luing gelegen und von den Schiffen gefürchtet, ist ein solcher Platz an dem vor 300 Jahren ein grausames Spiel gespielt wurde.

Der zwölfte Chef dieses mächtigen Clan hatte sich ein junges Mädchen aus den Highlands kommen lassen und zu seiner Frau genommen. Doch schon nach kurzer Zeit war er ihrer überdrüssig und suchte einen Weg sie loszuwerden. Er ruderte also mit ihr zu besagtem Felsen zwischen dem Festland und der Insel und band sie bei Niedrigwasser daran fest. Vom Gelingen seines scheußlichen Planes überzeugt, ruderte er wieder zur Burg zurück und wollte der Flut die übrige Arbeit überlassen. Als nun das eisig kalte Wasser zu steigen begann, schrie sie jedoch aus Leibeskräften um Hilfe. Ein armer Fischer, der zufällig ihre Hilferufe hörte, näherte sich mit seinem Boot vorsichtig dem Felsen, band sie los und brachte sie heimlich in Sicherheit zu ihrer Familie in die Highlands.

Die Mc Leans waren zu stark und zu mächtig, als daß die Familie der Braut sofort und offen Rache für das erlittene Leid und den Verlust der Ehre nehmen hätte können. Doch die Highlander sind ein sturer und nachtragender Menschenschlag. Man lud also den verhaßten Witwer zu einer Trauerfeier in die Highlands ein, um ihm eine Falle zu stellen. Als die Feier ihren Höhepunkt erreichte, tauchte plötzlich die vermeintlich Tote an der Tafel auf. Man kann sich vorstellen, daß der Ehemann einen gehörigen Schreck bekam, von dem er allerdings schnell erlöst wurde, denn der Vater schlug ihm mit nur einem Schlag seines langen Schwertes den Kopf ab. Seit damals heißt dieser Felsen „Ladys Rock“.

Genau diesen Felsen lassen wir am folgenden Morgen zwei Kabel an Steuerbord liegen und erinnern uns dabei nochmals an die schaurige Geschichte die ihn umgibt. Um nach Tobermorry zu gelangen, müssen wir, nach einem letzten Blick zurück auf das Duart Castle, den nur zwei Meilen breiten aber 15 Meilen langen Sound of Mull hinaufkreuzen.

Vor Tobermorry ankern wir auf 20 m Wassertiefe mit 60 m Kette, zwischen unzähligen anderen Yachten und Mooringleinen. Das Hafenhandbuch empfiehlt allen jenen, die auf einen Besuch in den Pubs verzichten können, im benachbarten Loch Sunart zu übernachten und sich an diesem Ort nur mit Wasser, Diesel und Proviant zu versorgen. Wir können und wollen nicht verzichten, noch dazu wo das "Mishnish" das bekannteste und berühmteste Seglerpub von ganz Schottland ist. Der Ruhm dieser ehrwürdigen Hallen ist wohl nur mit dem des Café Sport auf Horta zu vergleichen und jedem schottischen Segler der vom "Mishnish" erzählt, huscht ein wissendes Grinsen, das von vielen glücklichen, bierseligen Stunden zeugt, übers Gesicht. 

Am nächsten Tag verfluchen mein Rücken und ich jedes am Vorabend getrunkene Ale. Ingrid steuert das Boot in die von mir durch Handzeichen vorgegebene Richtung. So geht das Ankeraufholen etwas leichter aber irgendwann ist dann Schluß. Die Kette bewegt sich keinen Zentimeter mehr. Also Vollgas voraus um den Anker auszubrechen. Die Maschine stampft und raucht, das Boot legt sich in die Kette, ein, zwei, drei Sekunden passiert gar nichts, doch dann geht ein Ruck durch das Schiff und der Anker ist frei. Die letzten 20 m Kette plus CQRAnker frei hängend, muß ich aber alleine schaffen und das ohne Ankerwinsch!

Als wir aus der Bucht tuckern, strahlt die bunte Häuserfassade von Tobermory herüber und das Mishnish scheint sich wie ein alter Freund zu verabschieden. Für uns heißt es jedoch vorwärts zu segeln Richtung Skye, der Insel mit den höchsten Erhebungen außerhalb der Highlands, den Cullins, das Bergsteigerparadies Großbritanniens schlechthin.

Auf dem Weg dorthin passieren wir das Kap Ardnamurchan, das sich in handigem Wetter bei 3  4 Bft. präsentiert. Yachten, die dieses Kap von Süd nach Nord runden, führen als Zeichen hierfür einen Heidekrautbusch im Bugkorb. Ab nun gehören auch wir zu diesem Club.

Auf Skye ankern wir im Loch Scarveig, dessen einzigartige Szenerie jedem Besucher unvergeßlich bleiben wird. Es ist eng hier, ziemlich eng, sodaß der Anker genau in der Mitte der von schwarzen steilen Felswänden umgebenen Bucht geworfen werden muß. Das Rauschen der Sturzbäche, die von den mehreren hundert Meter hohen Bergen direkt ins Meer hinabfallen übertönt jeden Laut.

 

 

 

 

 

 

 

Fassungslos stehen wir im Cockpit und wissen nicht ob das, was wir hier an wildester Natur sehen schön ist, oder einfach nur furchterregend.

Nach dem Abendessen nimmt der Wind langsam zu und ich stecke zur Sicherheit etwas mehr Kette. Als Betthupferl wollen wir uns noch einen Schluck Single Malt gönnen. Doch dazu kommt es nicht, denn plötzlich krängt das Boot und die Gläser fallen vom Tisch. In der kleinen Bucht scheinen die Böen plötzlich aus allen Richtungen zugleich zu kommen. Der Bug ist in einem Moment Richtung Norden gerichtet, kurz darauf beginnt das Boot wie von Geisterhand angetrieben durch das Wasser zu treiben bis die Kette wieder gespannt ist und wir Richtung Süden schauen, danach geht’s ab Richtung Westen und auch der Osten wird nicht ausgelassen. Da hält kein Anker. Die ganze Nacht fahren wir Ankermanöver und versuchen die Böen mit Maschinenkraft auszugleichen.

Mit der beginnenden Dämmerung verlassen wir gegen 3.00 Uhr Morgens, diesen unwirtlichen Ort und kämpfen uns durch die verzwickte mit Felsen gespickte Ausfahrt hindurch. Unser nächstes Ziel heißt South Uist auf den Äußeren Hebriden. Doch eisiger Westwind mit 6  7Bft., beträchtliche Dünung, Regenschauer und ein dunkelgrauer Himmel überreden uns dazu, diesen Gedanken aufzugeben und Richtung Osten abzulaufen. Loch Nevis mitten in den Highlands verspricht ein Ort der Erholung zu sein.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nach einigen wunderbar verregneten Tagen, unter anderem haben wir einen Munro, also einen Berg über 3000 Fuß, bestiegen, ein wunderbares Pub mit wunderbaren Menschen entdeckt und uns natürlich so richtig ausgeschlafen, geht die Reise weiter über Mallaig nach Loch Moidart, dessen Einfahrt selbst von erfahrenen Schottlandseglern als kompliziert bezeichnet wird. Die Mühe lohnt sich jedoch, denn mitten in der seeartigen Bucht liegt auf einer winzigen Insel eine halb verfallene Burg, die nur bei Niedrigwasser über einen goldgelben Sandstrand erreicht werden kann. Direkt vor diesem Castle fällt unser Anker.

Entlang der Westküste von Mull segeln wir nun wieder Richtung Süden, durchqueren die schroffen Treshnish Islands, sehen die von Lavagestein pitouresque geformte Insel Staffa, besuchen die geschichtsträchtige Mönchsinsel Iona mit ihren langen weißen Sandstränden und ankern in der steinbruchähnlichen Bucht Tinkers Hole.

Durch den Sound of Islay rauschen wir mit sechs Knoten Strom im Rücken an die Ostküste von Jura wo es unzählige Whiskeybrauereien (man kann bei Besichtigungen soviel trinken wie man verträgt!) und noch mehr Seehunde gibt. Den Ankerplatz Ardmore Islands sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, in dieser abgelegen und einsamen Bucht kann man die possierlichen Tiere aus nächster Nähe beobachten. Wir haben bewaffnet mit Fotoapparat und Teleobjektiv viele Stunden im Dinghy verbracht.

Auf der Insel Gigha mieten wir etwas heruntergekommene Fahrräder und inspizieren die wunderbaren weißen Sandstrände, die zum Sonnenbaden und Faulenzen einladen. Selbst die Schafe wälzen sich in dem wohlig warmen Sand.

Aber das Ende unserer Reise naht und nach einem kurzen Stopover in der Bucht von Tayvallich, die völlig geschützt an English Harbour in der Karibik erinnert, müssen wir ‘unsere’ Islander in Adfern wieder zurückgeben.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gezeiten & Wetter

Die schottische Westküste ist ein Gezeitenrevier. Die Höhenunterschiede können während der Springzeit bis zu 4,5 m betragen.Der dadurch entstehende Strom setzt nicht selten mit mehr als sechs Knoten durch die Meerengen und wenn kräftiger Wind gegen den Strom steht, baut sich eine unangenehme und gefährliche See auf.

Auf der anderen Seite kann man diesen  Strom nutzen und unglaubliche Geschwindigkeiten über Grund erreichen. Es ist einfach beeindruckend, wenn das DECCA Gerät eine Geschwindigkeit von 12 Knoten anzeigt. Für die Tagestörnplanung ist es unerläßlich zu wissen wann der Strom von Nord auf Süd kippt. Auskunft darüber geben Stromatlanten, die diversen Hafenhandbücher für die Sportschiffahrt, bzw. die Seekarten.

In der Meerenge Corryvreckan, zwischen den Inseln Jura und Scarba, gibt es oft Strom mit über 8kn, der sich zusätzlich an vielen Stellen unberechenbar verhält. Ein Segler sollte diesen Sound beim leisesten Hauch eines Windes meiden, wie der Teufel das Weihwasser. So wollte während des zweiten Weltkrieges ein Kriegsschiff durch den Sound gehen und beachtetete dabei, überheblich auf moderne Technik und starke Motoren vertrauend, die gefährliche Gezeiten und Windsituation nicht. Prompt wurde es von den Wirbeln gepackt, an die Ufer von Jura geworfen von dort wieder an die andere Seite gezogen und sank schlußendlich völlig leck geschlagen in der Mitte des Sounds. Von der Mannschaft konnte niemand gerettet werden.

Kentyre ist eine 40 Meilen lange Halbinsel mit dem berühmt berüchtigten Kap Mull of Kentyre. Die Ortschaften Crinan an der Westküste und Lochgilphead an der Ostküste der Halbinsel liegen einander genau gegenüber und sind am Landweg nur wenige Meilen voneinander entfernt. Sie haben aber genau konträre Gezeitenabläufe, das heißt immer wenn in Crinan Hochwasser ist gibt es in Lochgilphead Niedrigwasser und umgekehrt. Dieser Höhenunterschied muß am Mull of Kentyre ausgeglichen werden und man kann sich leicht vorstellen, daß das Kap bei etwas stärkeren Winden ein ungemütlicher Platz ist. So hat man schon Anfang des 19. Jahrhundert den CrinnanKanal gebaut,

der es den Booten auch im Winter erlaubte von einer Seite der Halbinsel auf die andere zu gelangen. Heute ist dieser Kanal eher eine Touristenatraktion und wird gerne von Yachten benutzt.

In Schottland regnet es oft, lange und stark. Das ist die einzige wirklich handfeste Klimabeschreibung die man abgeben kann. So oder so ähnlich haben wir es in allen Reiseführern gelesen. Nun, ganz so schlimm war es nicht, aber es hat wirklich oft geregnet. Das bedeutet für den Segler, daß er vernünftiges Ölzeug, Gummistiefel und warme Kleidung einpacken muß. Denn auch bei strahlendem Sonnenschein ist der übers Meer ziehende Wind eiskalt (Wassertemberatur » 13° Celsius) und in der Nacht sinken die Temperaturen regelmäßig auf weit unter 10 ° Celsius.

Durch die unterschiedlich hohen Berge der Inseln kann es vorkommen, daß nur wenige Meilen voneinander entfernte Gebiete völlig andere Wetterbedingungen haben. Über die eine Hügelkette können die Wolken, die ohne Hindernis über den ganzen Atlantik ziehen konnten, noch gerade hinwegtreiben, beim nächsten Bergmassiv bleiben sie aber hängen und entladen ihre gesamten Wassermassen. So gibt es in den Cullins auf Skye kaum einen Tag im Jahr, an dem dieses Gebirgsmassiv nicht wolkenverhangen ist.

Der Wind kommt meistens aus einem westlichen Sektor. Diese Hauptwindrichtung wäre für einen Törn entlang der Küste ideal, da man meist mit halben Winden rechnen kann. In vielen Fällen wird der Wind aber durch Inseln, Kaps und hohe Berge abgelenkt und durch die Sounds gepreßt.

Für einen Trip auf die Äußeren Hebriden sind die ständigen westlichen Winde natürlich hinderlich, besonders da sich eine beträchtliche Dünung aufbaut. Bläst es dann wirklich einmal aus dem Osten, dies bedeutet gleichzeitig den Beginn einer längeren Schönwetterperiode, gibt es nur selten mehr als 4 Bft, und man sollte nicht zögern mit der richtigen Tide gegen Westen zu ziehen, denn zurück kommt man sicher leichter.


Charter & Schiff

Die schottische Westküste ist in Großbritannien ein sehr beliebtes Segelrevier mit einem reichen Angebot an Charterschiffen. Allerdings entspricht die Unternehmensstruktur der Charterbetriebe im Allgemeinen nicht denen im Mittelmeer. Es gibt viele kleine Anbieter die auf eine Flotte von 3 bis 5 Segelyachten (hauptsächlich 25  35 ft) zurückgreifen können. Dadurch ergibt es sich, daß der Chef selbst vor Ort ist und die ganze Vertragsabwicklung, Übernahme und Rückgabe des Bootes mit ein und der selben Person durchgeführt wird. Man hat das Gefühl alte Bekannte zu treffen und nicht nur eine von 30 Crews zu sein, die am Samstag nachmittag möglichst schnell abgefertigt werden müssen.

Wir haben bei Islander Yachtcharter eine betagte Jeaunneau 34 Melodie gemietet. Die Firma wurde vor vier Jahren von Bob und Brian aus einer Notsituation heraus gegründet. Großbritannien war gerade wieder in einer wirtschaftlich sehr schlechten Lage und in solchen Fällen trifft es das schlecht strukturierte Schottland immer besonders hart. Neben vielen anderen Betrieben mußte auch der Arbeitgeber von den beiden Freunden in den Ausgleich gehen und alle Mitarbeiter freisetzen. Einen neuen Job zu finden war fast unmöglich und so haben Bob und Brian in der Not aus ihrem Hobby den Beruf gemacht und eine Charterfirma gegründet. Heute bieten sie fünf verschiedene Boote an, unter anderem das Flaggschiff, eine neue Moody 38 Centercockpit.

Die von uns gemietete Jeaunneau 34 hatte bereits 18 Jahre auf dem Buckel war aber mit neuen Segeln ausgestattet und technisch einwandfrei in Ordnung. Das einzige Problem bot der elektrische Autopilot (bei Pinnensteuerung)  dessen Logik für uns bis zum Ende des Törns nicht durchschaubar war. Zur Verteidigung der Vercharterer muß aber gesagt werden, daß dieser als Überraschungszuckerl für uns an Bord gebracht wurde und im Charterangebot ausdrücklich ausgenommen war (vermutlich sind die  Versicherungsprämien bei Verwendung eines Autopiloten höher). Für eine „Shorthanded Crew“ wie uns, wäre so eine „Fünfte Hand“ aber eine echte Hilfe gewesen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Sicherheitseinrichtungen waren vorbildlich. Neben den üblichen Rettungsmittel gab es zusätzliche Wurfringe und eine Stangenboje für „Mann über Bord Manöver“, eine EPIRBBoje, zwei große Kanister mit pyrotechnischen Signalmittel, einen zusätzlichen Satz weißer Handfackeln, um im Nebel starke Lichtzeichen geben zu können, und last but not least fix montierte Strecktaue aus Stahl.

Der auf dem Schiff befindliche DECCANavigator von Philips hatte die selben Features wie die üblichen GPSGeräte und funktionierte bis auf drei Tage ausgezeichnet. In der Mitte des Törns leuchtete plötzlich ein rotes Lamperl mit der Überschrift "ERROR" auf und die angezeigte Position lag um viele Meilen neben der tatsächlichen. Nach unzähligen, schweißtreibenden Versuchen die Senderkette und den OW neu einzugeben, hatte Ingrid die richtige Idee:"War da nicht vor einigen Tagen eine SécuritéMeldung die irgend etwas mit DECCA zu tun hatte?" Gut, daß wir alle Wetterberichte und die danach folgenden nautischen Nachrichten mit dem Walkman aufgenommen hatten. Nach dem Durchstöbern der Bänder stand es fest, ein Nebensender wurde für einige Tage aus technischen Gründen abgeschaltet.

Durch die Inseln Islay, Jura, Mull und Skye ist die schottische Westküste optimal vor den Einflüssen des Nordatlantiks geschützt. Man sieht kaum Boote, die über 30 Fuß messen. Begibt man sich jedoch an die Westküste dieser Inseln, beziehungsweise in den Minch, den Kanal zwischen Äußeren und Inneren Hebriden, wird die See wesentlich rauher und ungemütlicher. Dann wird man sich mit einem längeren und schwereren Boot sicherlich leichter tun und die Zahl der erzwungenen Hafentage wird in der Regel kleiner sein. Unserer Meinung nach ist aber ein 30 Fuß Boot sicher groß genug um alle Inseln anzulaufen.


Handbücher & Seekarten

Das auch in Österreich angebotene dreiteilige Hafenhandbuch, The Yachtsman's Pilot to the Westcoast of Scotland bietet jede Information die man sich wünschen kann (leider nur in englischer Sprache erhältlich). So werden zum Beispiel die Strom und Gezeitenverhältnisse für jedes Loch und jede Passage gesondert beschrieben.

An Bord fanden wir zusätzlich zwei weitere Hafenhandbücher, Gezeitentafeln, einen Almanach der sich nur auf die Britischen Inseln bezieht und jede Menge Seekarten, viele davon im Maßstab 1:25 000. Diese Seekarten sind natürlich sehr genau, haben aber den Nachteil, daß man ständig von einer Karte auf die andere wechseln muß, es gab daher zusätzlich Sportbootkarten im Maßstab
1:150 000.


Ankerplätze & Versorgung

Es gibt viele geschützte Buchten, sodaß man nach jeder Tagesetappe leicht einen vernünftigen Liegeplatz finden kann. Marinas, wie wir sie aus dem Mittelmeer kennen gibt es kaum und wenn dann nur im südlichen Teil der Küste. An Ankerplätzen vor Ortschaften findet man oft H.I.D.B. Moorings.

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese Bojen hat das schottische Fremdenverkehrsamt eingerichtet. Sie unterliegen einer jährlichen Kontrolle und sind bis zu einer Verdrängung von 15 Tonnen ausgelegt.

Die Einfahrten sind oft mit Unterwasserfelsen gespickt und Strom und Wind machen die Sache nicht einfacher. Seezeichen, wie etwa Landmarken die in Deckung gebracht werden können oder Tonnen gibt es kaum. Für Nervenkitzel ist also immer gesorgt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
In den meisten Küstenstädtchen gibt es Wasser, Diesel und einen kleinen Supermarkt in dem man das Notwendigste an Lebensmittel kaufen kann (Transport natürlich mit dem Dinghy). Kann man bei Hochwasser an einem Steg längsseits gehen, findet man auch einen Wasserschlauch und mit Geschick und Ausdauer sollte es möglich sein einen Tankwagen für den Dieselnachschub zu organisieren.


Wettervorhersage &  Funk

Theoretisch sendet Oban Coastguard alle vier Stunden einen Wetterbericht (bei Windstärken über 6 Bft., alle zwei Stunden), der auf Kanal 16 angekündigt wird. Dieser Zeitplan wird aber bei beständigem Wetter nicht so genau genommen. Die Vorhersage kommt dann entweder viel zu spät oder gar nicht durch. Das wäre an und für sich kein großes Problem, denn meldet man sich bei Oban Costguard sind die sehr nett und geben bereitwillig Auskunft. Bedingt durch die hohe und zerklüftete Küste ist der UKW Empfang aber schlecht und noch öfter bekommt man keine Sprechverbindung zu den Radiostationen. Man weiß also nie genau, bleibt das Wetter ruhig oder ist der Empfang so schlecht, daß selbst die zweistündigen Starkwindwarnungen nicht empfangen werden können.

Eine mögliche Alternative ist BBC 4. Dieser Radiosender gibt auf FM und LW mehrmals täglich einen Seewetterbericht für die Britischen Inseln durch. Wir hatten aber nur den üblichen Autoradio an Bord, dessen Empfangsqualität sehr zu wünschen übrig ließ, sodaß wir oft ohne sichere Wettervorhersage auslaufen mußten.


Menschen & Tiere
 
Die Schotten sind ein extrem leutseliges Volk. Jeder Gruß entwickelt sich zu einem kleinen Gespräch und zumindest wird das Wetter belächelt oder gelobt. Diese nette, kontaktfreudige Art ist besonders beim Autostoppen zu merken, kommt ein Auto vorbei wird man fast immer mitgenommen.
„Mit Glück werdet ihr Wale sehen, vielleicht seht ihr Delphine aber ich kann euch garantieren, daß ihrer Seehunde sehen werdet“. Mit diesen Worten hat Brian, unser Vercharterer die sichtbare Tierwelt im Meer beschrieben. Nun, wir hatten kein Glück und sahen weder die so ersehnten Grauwale oder Orkas noch Delphine, aber wir haben Stunden damit verbracht Seelhunde in allen Größen und Schattierungen zu beobachten.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Abgelegene, schwer zugängliche Inseln sind beliebte Brutstätten für alle möglichen Vogelarten. Papageientaucher sind durch ihre lustige an einen Clown erinnernde Erscheinung ein beliebtes Fotomotiv.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
An Land gibt es extrem viele Schafe und Rehe und Rehe und Rehe ........, Herden von 100 bis 150 Stück sind keine Seltenheit. Wir haben Geschichten gehört, daß Rehherden donnernd eine Straße überquerten und erst nach fünfzehn Minuten das letzte Tier den Abschluß der Herde bildete.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Die Ursache für diese Überpopulation liegt einige Jahrhunderte zurück. Damals wurden viele Bauern aus den Highlands vertrieben um Platz für Schafe zu schaffen. Als das Geschäft mit den Schafen zurückging bot sich für die Clanchefs ein neuer Erwerbszweig an, die Verpachtung von Jagdrechten an reiche Engländer. Dafür benötigten sie aber noch mehr Land und es setzte die zweite Welle der Clearences, die Vertreibung der restlichen Bauern ein. Damit entstand das bis heute typische Landschaftsbild der Highlands. Eine grüne Wüste, völlig verödet durch den Kahlfraß von Schafen und Rehen  menschenleer.