Von 2000 – 2004 lebten wir auf unserem Boot - der IDEMO und umsegelten die Welt auf der sogenannten Barfussroute – auch Milky-Way-Coconut-Run genannt. Wir, das sind mein Mann Robert,  Anna - unsere damals 3 Jahre alte Tochter und ich – Ingrid.

 
Schon in der Planungsphase für diese Langfahrt war uns ganz klar, dass wir zusätzlich zum Seefunk auch Amateurfunk an Bord haben wollten und wir rüsteten unser Schiff – eine Stahlyacht Typ Motiva 42, mit einem gebrauchten Amateurfunkgerät Yaesu 840 samt Tuner und Achterstagantenne aus. Ich besuchte in dem Jahr vor dem Start unserer Reise einen Amateurfunkkurs in Wien. Morsen lernen und die gesetzlichen Bestimmungen waren kein Problem, aber die Technik, die da vorgetragen wurde, war mir ein spanisches Dorf…. Ausserdem kam neben Job, Kind und den Vorbereitungen für unsere Reise, das Lernen viel zu kurz und ich traute mich am Ende nicht zur Prüfung anzutreten - also fuhren wir 2000 mit einem Allgemeinen Sprechfunkzeugnis aber leider ohne Amateurfunklizenz los. Unsere funktechnische Ausüstung bestand aus: Amateurfunkgerät, Tuner, Achterstagantenne, UKW-Funk, Navtex, Note Book und Wetterfax-Programm.

Unsere Reise nach Westen begann in Kroatien und das Amateurfunkgerät war von Beginn an täglich im Einsatz: Wetterberichte auf Kurzwelle, Wetterfax, Deutsche Welle, Radio Österreich International empfingen wir damit klar und deutlich. Wir hörten Monaco Radio mit Wetter- und Navigationswarnungen für das gesamte Mittelmeer und Teile des Atlantik. Andere Frequenzen waren uns zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht bekannt – auch nicht die von Intermar, wo wir ja immer hätten zumindest zuhören können…

Nach einigen Wochen Hörens, traute ich mich Radio Monaco auch anzurufen und um die Wiederholung des Wetterberichtes für unser Seegebiet zu bitten. Auf Seefunkfrequenz und in Dualtechnik kam unser Signal super rüber und ich bekam den gewünschten Bericht noch mal.  Ich war stolz, dass  man uns gehört hatte und ich nach dem vielen Zuhören den Sprechverkehr ganz souverän abgewickelt hatte. Dieser Service sollte uns bis in die Kapverdischen Inseln erhalten bleiben.

In Gibraltar trafen wir das erste Mal auf das bunte Völkchen der Fahrtensegler und eine australische Crew erzählte von einem Seglernetz auf Seefunk mit Wetterberichten und allgemeinen Infos -  Gary´s Net. Gary, selbst unterwegs Richtung Brasilien, gab täglich einen Wetterbericht durch, den er über Wetterfax empfangen hatte, nahm die Positionen, See- und Wetterbedingungen von Yachten, die ebenfalls unterwegs waren auf und gab Informationen zu Ankerplätzen und Häfen weiter. 

Diese Information kam zur rechten Zeit, denn sobald wir das Mittelmeer verlassen hatten, war unser Navtex sinnlos geworden. Wir konnten Wetter nur noch über Wetterfax und Notebook einholen oder eben über Gary´s Netz. Auf unserer Passage von Gibraltar zu den Kanaren, checkte ich bei Gary ein, gab unsere Position und unser Wetter durch und bekam einen Wetterbericht für unsere Strecke. Ich war begeistert! So viel Information und mitreden konnte man auch!  Von nun an, war Idemo täglich mit auf Frequenz. Als wir auf den Kanaren in La Graciosa einliefen, kannten uns bereits fast alle hier vor Anker liegenden Schiffe vom Funk und wir wurden gleich zu einem Geburtstagsfest an Land eingeladen.

So sollte das rund um den Globus bleiben: In fast jedem Seegebiet gab es ein von Seglern betriebenes Netz morgens oder abends – die meisten natürlich auf englisch. Oft gab es aber auch deutschprachige Netze. Jeder konnte aber überall einchecken.

Auf den Kapverden trafen wir Peter und Gisela auf ihrer Comodo und sie erzählten uns von Intermar auf 14313. Intermar betreute gerade Klaus und Johanna von der Ole Hoop und brachte für die beiden täglich einen eigenen Wetterbericht für das Seegebiet um Kap Hoorn. Ausserdem begleitete die Intermar-Crew auch gerade eine Segelyacht, die wie wir auf dem Weg in die Karibik war und etwa 100 sm vor uns lag. So bekamen auch wir unser Wetter für den Atlantik von Intermar.

Peter und Gisela hatten auf Seefunk ein Funkdate mit Ingrid von der Harlekin, einer Amateurfunkerin (DL1YJI). Ich schloss mich der Runde an und so lernten wir Ingrid und Norbert von der Harlekin per Funk kennen. Persönlich trafen wir einander erst viele, viele Seemeilen weiter westlich auf der Insel Curacao. Von da an lagen unsere Boote bis in die Südsee immer wieder in der selben Bucht. Ab diesem Zeitpunkt gab Ingrid unsere Position an Intermar durch und Idemo wurde in den Wetterbericht mit eingeschlossen - sogar Grüsse aus Wien wurden uns übermittelt.

Auf meinen Nachtwachen hörte ich bei den Plauderrunden auf den Ham-Frequenzen sehr gerne zu und bekam mit der Zeit einen ganz guten Einblick darüber, wer sich auf welchen Frequenzen wann meldet und wer gerade wo segelt oder vor Anker liegt.

Ich bereute sehr, meine Prüfung nicht wenigstens versucht zu haben – wie gerne hätte ich da doch mitgeplaudert!

Aber auch über Seefunk hatten wir eine tolle Betreuung - Herb Hilgenberg (Southbound II), die Wetter-Legende!  Herb ist unglaublich. Er arbeitet seit Jahren täglich für ca. 50 Yachten im gesamten Atlantik das Wetter aus, gibt ausgezeichnete Routenvorschläge aufgrund der Wetterentwicklung und plottet jede Yacht, die er betreut, mit. So sieht er dann auch, ob man sich an seinen Rat gehalten hat. Bemerkt Herb, dass man sich nicht an seine Ratschläge hält, sollte man sich auch gleich eine gute Ausrede zurecht legen – er will dann nämlich eine Begründung dafür haben. Wir kennen Crews, die Herb fingierte Positionen durchgaben, nur um seine Fragen zu vermeiden....

In der Karibik gab es eine Unmenge von Netzen auf Seefunkfrequenzen und wir hörten gerne und oft zu, checkten oft selbst ein, erhielten so manche Info und gaben so manches auch selbst weiter. Hier waren die Amis Meister. Es gab unter vielen anderen auch ein Safety- and Security-Net mit Berichten, wo, wem, was in der letzten Nacht gestohlen wurde und mit Tips, wie man sich am besten vor Betrug und Diebstahl schützt. Dieses Netz hatte einen gewissen Unterhaltungswert, schürte aber in uns auch den Verdacht, dass hier alles ein wenig aufgebauscht wurde. 

Bereits in der Karibik lernten wir das Pacific-Island-Net kennen, betrieben von Günther (HP1XVH) auf Contadora-Island im Pazifik – ein Klatsch- und Tratschnetz für alle, die mitmachen wollen - sehr unterhaltsam und sympathisch. Günther ist jeden Abend auf Frequenz und ruft in den Atlantik und Pazifik, wo er mit seiner Mega-Antenne sehr gut zu hören ist. Als wir auf Contadora ankerten, lernten wir ihn persönlich kennen und verbrachten einen sehr lustigen Abend auf seiner Terrasse. Auf langen Nachtwachen machte es immer Spaß bei ihm unter der Nummer 207 einzuchecken, mit ihm zu plauschen und ihm unsere Position durchzugeben. Günther ist mehrmaliger Weltmeister und hatte so manchen technischen Tip auf Lager, wie z.B: "Musst mal deine Antenne putzen, Ingrid!“ Wir hielten das für einen „Schmäh“ – bis Robert es ausprobierte und siehe da, esfunktionierte, unser Signal verbesserte sich.

Überhaupt ist das Signal von einem Stahlschiff aus ein relativ gutes und wir kamen immer recht gut “rüber“. Es gibt ja wohl kein schöneres Kompliment für eine Funkerin, als dass man ihr sagt, ihr Signal ist super, oder? Wir (besser gesagt Robert) achteten immer darauf, dass die Spannung stimmt, wofür unsere Funke eine direkte Leitung zur Batterie hatte und bei der Installation hatte Robert auf eine gute Erdung geachtet, was ja bei einem Stahlrumpf sowieso sehr gut klappt.

Für den großen Schlag über den Pazifik, formierte sich unter den deutschsprachigen Booten das „Regenbogennetz“. Ein Netz für Yachten, die gerade im Pazifik segelten, weiter nach Westen wollten und sich zum Grossteil schon aus der Karibik kannten. Ingrid von der Harlekin, Wolfram (DL1WZ) von der Orion, Michael (DH1MZ) von der Jöke und meine Wenigkeit machten abwechselnd den Net-Operator. Michael von der Innoy (DL9LBX) gab täglich Wetterinfos und es machte großen Spaß über große Distanzen hinweg doch miteinander verbunden zu sein und zu wissen, wer wo ist und ob es auch allen gut geht. Ungefähr 30 Boote checkten regelmäßig ein und tauschten sich über das Regenbogennetz aus.

Daneben gab es auch ein englischsprachiges Netz, wo weit mehr Boote aller Nationen eincheckten. Es gab einen Wetterbericht, Tidenangaben, eine Info- und Tratschrunde. Bei beiden Netzen brauchte man nur ein paar Mal zuzuhören und man wusste, wer wo ankert, wo der Anker nicht so gut hält, wo die besten Schnorchelplätze sind, ob es auf der nächsten Insel noch Zwiebel oder Bier zu kaufen gibt oder erst auf’s nächste Versorgungsschiff gewartet werden muss, bei wem an Bord gerade was kaputt gegangen ist, wo die Schiffe mit Kindern an Bord gerade segeln, welcher Atollpass besonders tückisch ist, ob die Einklarierung kompliziert oder locker ist und, und, und….

Durch dieses Miteinander auf dem Funk, entstand unter den Crews auch eine gewisse Solidarität und ein Zusammenhalt. Hatte wer ein Problem, gab es immer eine Crew, die mit Rat und Tat zur Stelle war und man hatte so auch ein Gefühl der Sicherheit, obwohl man ja auf See allein ist und sehr, sehr weit entfernt von allem.

Sicher ist diese Vernetzung nicht jedermanns Sache und muss es auch nicht sein. Wir haben sehr, sehr liebe Crews getroffen, die trotz Funke an Bord, nie auf Frequenz waren, weil sie dies nicht mochten. Für uns, besser gesagt für mich, war der Funk eine Bereicherung unseres „Seelebens“.

Auf dem Weg nach Neuseeland waren wir immer wieder in Funkkontakt mit Christian (ZL1IER), der uns von der Nordinsel Neuseelands aus, mit Wettervorhersagen versorgte. Auf der selben Seefunkfrequenz meldeten sich auch Klaus (DL5HN) und Johanna von der Ole Hoop auf Ihrem Weg nach Kap Hoorn und wir tratschten immer ein wenig bevor Christian mit dem Wetter kam - bis sie eines Abends, nachdem sie am Vortag von Christian und Intermar eine Schwerwetterwarnung für ihr Gebiet erhalten hatten, nicht mehr antworteten….. Nie werde ich die Abende vergessen, die wir und so viele andere zum verabredeten Zeitpunkt auf Frequenz waren und zuhörten, wie Christian unermüdlich die Ole Hoop anrief. Wir hofften so sehr, dass nur das Funkgerät kaputt gegangen ist, dass sie vielleicht in der Rettungsinsel sitzen und die chilenische Küstenwache sie finden wird. Die gesamte Segelgemeinde, die damals in Neuseeland ankam, war geknickt und der Schock saß bei uns allen sehr tief. Christian, der mit Klaus und Johanna sehr eng befreundet war, rief noch tagelang zur verabredeten Zeit, auch noch als die Küstenwache die Suche bereits eingestellt hatte und jeden Abend sank die Hoffnung ein wenig mehr…

Im Pazifik gab es überhaupt das bunteste Treiben auf den Frequenzen:
Das Kanakennetz: Adi & Irene ("AlphaDeltaIndia") von der Orfos riefen täglich alle Tratschwilligen zur Plauderstunde. Eröffnet wurde das Netz meist mit Musikeinlage von Helmut (ZL3HHS) von der Lop To mit den Worten: „Bitte, Herr Kapellmeister“ und Helmut kam mit fröhlicher Südseemusik auf Frequenz. Adi und Irene sind Wiener und seit etlichen Jahren im westlichen Pazifik, wo sie mittlerweile zu einer Institution geworden sind. An ihnen kommt keiner und nichts vorbei, sie wissen alles, sind das wandelnde „Who is who“ im Pazifik und immer für einen Scherz zu haben. Sehr unterhaltsam!

Winfried (DL1??): Wetterguru und Pazifikfan. Pendelte, als wir dort waren, bereits das 7. Mal mit seiner Frau Ute auf ihrer Moody „Anna Maria“ , zwischen NZ und Fidschi hin und her. Jeden Morgen gab er das Wetter und nahm Standortmeldungen auf. Ein lieber Kerl, den wir in NZ auch persönlich kennenlernten. Macht sich viel Mühe mit dem Wetter und begleitete uns auf unserem Weg weiter nach Westen bis nach Darwin.

Russel Radio (ZMH310): Eine neuseeländische Seefunkstation, die hauptsächlich Fischer betreut, aber auch gerne das Wetter für Yachten „macht“. Liebenswürdig, ein bisserl kauzig und anfangs unglaublich schwer zu verstehen – nicht wegen des komplizierten Englisch, sondern wegen des Kiwi-Englisch, das für uns echt gewöhnungsbedürftig war. Nachdem ich bei meinen ersten Kontakten mit Russel Radio das Wetter selbst bei der 3. Wiederholung nicht verstanden hatte, sagte ich „copied“ und hoffte, dass wir kein Schwerwetter bekommen werden….

Neuseeland! Neuseeland war eines der Highlights unserer Reise. Wir verbrachten 9dort  Monate, stellten unser Schiff an Land und machten uns an eine Generalüberholung. Anna ging in die Schule, was ihr grossen Spass machte, Robert und ich bastelten unermüdlich am Boot und nebenbei suchte ich einen Amateurfunkclub auf und erkundigte mich nach den Möglichkeiten, die Amateurfunkprüfung in Neuseeland abzulegen.

Ich bekam ein Skriptum und ein Morse-Lernprogramm für meinen Laptop. Nach ein paar Wochen im Selbststudium, legte ich die theoretische Prüfung im Multiple-Choice-Testverfahren ab.

 

 

 

 

 

 

Nach 2 Wochen intensiven Morsens, bestand ich die Morseprüfung. Die Leute vom HAM-Club Tauranga waren so nett, für mich einen Prüfungstermin außerhalb der üblichen Termine zu organisieren: die theoretische Prüfung legte ich unter den gestrengen Augen von Russel (ZL1CAK) und Will (ZL1RED) in Russels Wohnzimmer ab und die praktische Morseprüfung (Geben und Aufnehmen) in Dereks (ZL1CYK) Funkbude auf seiner Farm.

Ich bekam meine Lizenz und das Rufzeichen ZL1IST – leider eines ohne „Y“ für Young Lady, aber ich nahm auch dieses! Endlich Funkamateurin! Und dazu einen Pack liebenswürdiger neuer Funkfreunde, die uns weit bis nach Asien begleiten sollten. Ein besonderer Freund wurde Will, der mein Funkgerät generalüberholte, unsere Antenne adjustierte, uns ein billiges Pactor einbaute und, und, und. Er und seine Frau Jen waren oft zu Gast auf der auf dem Trockenen stehenden Idemo und wir verbrachten sehr nette Abende miteinander.

Als uns Will das Pactor-Gerät einbaute, probierten wir es natürlich sofort aus – leider zur abendlichen Fernsehhauptsendezeit. Es dauerte nicht lange und unser mit seinem Schiff ebenfalls an Land stehender Nachbar, klopfte ziemlich lautstark und rief, wir sollten diesen Unsinn, den wir da gerade bei uns an Bord aufführten sofort sein lassen, er wolle das Ende des Films, den er gerade im Fernsehen anschaute, sehen! Also gab’s Pactor nur zu bestimmten Zeiten….

Von nun an war keine Frequenz mehr vor mir sicher! Als wir aus Neuseeland absegelten, hatten wir eine Menge Hams als Betreuer – alles Mitglieder des Tauranga-Funkclubs, die darauf brannten, eine Yacht auf ihrem Weg nach Norden zu begleiten.  Meine Morse-Prüfer wollten jeden Tag eine gemorste Position haben… Eine Zeitlang hab ich das auch gemacht, aber meine wahre Liebe gilt dem Sprechfunk.

 

 

 

 

 

 

 

Mit der Abreise aus Neuseeland waren wir viel zu spät dran – wir segelten erst im Juli los, also mitten im südlichen Winter. Wettermäßig begleiteten uns Russel Radio und natürlich Will. Noch dazu befand sich eine Fischereiflotte ganz in der Nähe unseres Kurses. Da die Fischer wussten, dass wie ihren Kurs kreuzen werden, gaben sie Russel Radio täglich die Positionen ihrer Netze durch und riefen uns nachts an, um zu fragen wie es uns geht und wo wir sind – wir fühlten uns richtig beschützt. Auf dieser Passage hatten wir viel Wind, hohe See, aber auch das Glück immer Südwind zu haben und das volle 10 Tage lang - für diese Gegend zu dieser Jahreszeit sehr ungewöhnlich! Wohlbehalten landeten wir in Neu Kaledonien – zurück in den Tropen! 

Die Kiwi-Hams hatten uns bereits bei den Australiern (VK2GKA, VK4CTJ, VK4YV) angekündigt, die ich ebenfalls bald auf meinem Funk-Schedule stehen hatte. Vor der Australischen Nordküste hatte ich auch sehr gute Verbindungen nach Österreich (OE1AKB, OE3OU, OE5YMO) und Teneriffa (EA8C5), was mich besonders freute.

Von Bali bis nach Thailand waren die Ausbreitungsbedingungen sehr bescheiden. Intermar war überhaupt nicht aufzunehmen und auch nach Neuseeland und Australien ging bald nichts mehr. Noch dazu ging unser Funkgerät kurz vor Singapur kaputt. Das war eine "schlimme" Zeit für mich – kein Funk an Bord und noch dazu in einem Seegebiet, wo es immer wieder zu Piratenüberfällen kam. Unsere Freunde auf der Woodwind – Australier mit 3 Kindern an Bord, die wir in Darwin getroffen hatten und mit uns parallel nach Europa wollten, machten sich große Sorgen, weil sie von einem Sked auf den anderen plötzlich nichts mehr von uns hörten. Die Funke war tot und trotz intensiven Suchens nach der Ursache, bekamen wir sie nicht mehr in Betrieb.

Wir segelten nicht direkt nach Singapur hinein, sondern blieben gegenüber auf einer indonesischen Insel in einer viel günstigeren Marina und fuhren mit Rucksack und per Schnellfähre für ein paar Tage nach Singapur zum Sightseeing. Ich hatte in meinem Rucksack auch das Funkgerät, das wir zum Service brachten. Es war nur eine Kleinigkeit, die schnell repariert war und ich bekam das Gerät auch gleich wieder mit. Da wir in billigen Backpacker-Hotels wohnten, ließ ich das wertvolle Ding natürlich nicht im Zimmer und schleppte es so 3 Tage lang im Rucksack brav mit. Segeln ohne Funke? – kein Thema für mich! Nicht auszudenken, hätte man es mir gestohlen, da wollte ich nichts riskieren: die paar Tage auf See ohne Funke hatten mir gereicht!
 
Auch an den Küsten Malaysiens und Thailands hatten wir keine tollen Funkbedingungen. Erst im Indischen Ozean auf der Passage zu den Malediven war die Verbindung zu Intermar wieder wunderbar und ich konnte täglich QSOs mit Intermar fahren: meist mit Rolf DL0IMA, Klaus DJ3CD und Alfred OE1AKB

Im Oman hatte sich wieder ein kleines deutschsprachiges Netz gebildet  - alles Yachten, die durch das Rote Meer nach Europa wollten. Ein Netzoperator musste her, aber niemand wollte das machen. So schrieben wir die Namen der Schiffe auf eine Serviette und es wurde eingeteilt: Mo – Idemo, Di – Gina, Mi – Batida, Do – Xenia, Fr – Damischa Ridda, Sa – Summertale,  usw….

Und schon hatten wir auch einen Namen für das Netz: Das Serviettennetz! Die Serviette klebt in unserem Logbuch und kann als historisches Dokument betrachtet werden… 

Neben dem Serviettennetz gab es auch das englischsprachige  „RedSeaNet“. Alle Yachten, die diesen Netzen zuhörten und eincheckten, hatten vor, das Rote Meer hinauf zu segeln, wo gute Wetterberichte von großer Bedeutung sind. Wir bekamen den Wetterbericht täglich von Intermar und waren so nicht auf Winlink– oder Sailmailstationen angewiesen, die je weiter wir nach Norden kamen, schlechter und schlechter aufzunehmen waren. Der Intermar-Wetterbericht war heiß begehrt. Unter den englischsprachigen Yachten war der Intermar-Bericht als „The German Weather“ bekannt und erfreute sich größter Nachfrage. Es wurde zum Renner auf allen Seefunk-Netzen und seine Wiederholung war fixer Bestandteil des Wetterberichtes beim „RedSeaNet“.

So ging es weiter bis ins Mittelmeer. In Griechenland sprachen uns Segler an, die uns am Funk gehört hatten und uns nun persönlich kennen lernen wollten. Mit einigen hatten wir schon seit Wochen Funkkontakt und trafen uns nun persönlich in einer schönen Bucht zum Sundowner. Hier seien vor allem Harald (DL2KHK) und Sita von der Naxos erwähnt und Martin (OE1IHC) von der Anima, der sich gerade auf dem Rückweg aus der Karibik befand und mit dem uns heute eine herzlliche Freundschaft verbindet.

Am 10.08.2004 konnte ich u.a. auch in einem QSO mit Intermar, stolz verkünden, dass die Idemo in der Nacht zuvor ihren alten Kurs gekreuzt hat und somit mit ihrer Crew Ingrid, Robert und Anna (jetzt 7 Jahre alt) die Welt umsegelt hatte. Dies war einer meiner schönsten Momente am Funk und ich war sehr stolz auf uns und unser Schiff.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Amateur- und Seefunk war auf unserer Weltumsegelung ein wichtiger Bestandteil für unsere Sicherheit, diente uns als Informationsquelle, ließ uns Kontakte pflegen und finden und war uns oft auch Unterhaltung. Sicher hätten wir diese Fahrt auch ohne Funk „geschafft“, sie wäre aber anders gewesen.

Hiermit geht unser Dank an alle Stationen weltweit, die sich um seegehende Schiffe kümmern, sie mit Wetter versorgen und begleiten, ihre Positionen aufnehmen und verfolgen und uns auf See das Gefühl geben, wir sind für euch da.

"Good watch" und immer "fair winds" Euch allen:

DH1MZ/MM Michael, SY Joeke
DH6DM/MM Bernard, SYJambo
DJ3CD  Klaus
DJ4UQ/MM Gerd
DJ4WL  Thomas
DK4LM  Gustav, Itzehoe
DK5QI/MM Frank, SY Lewanna
DK5ZZ  Wolfgang, Frankfurt
DL0IMA  Rolf
DL0NL  Günther
DL1EMA  Mike
DL1EMD  Manfred, SY Zickzack3
DL1KCA/MM Wolfgang
DL1??/MM Winfried, SY Annamaria
DL1WHA  Willi, Cartagena
DL1WZ/MM Wolfgang, SY Orion
DL1YJI/MM Ingrid, SY Harlekin
DL2KHK/MM Harald, SY Naxos
DL2LSS  Siegfried, SY White Lady
DL2XAT/MM Timm, SY Sonnenschein
DL3HBY  Ingmar, Cuxhaven
DL6RDJ/MM Herbert, SY Constalation
DL6YRA  Wolfgang, Leipzig
DL6YRA  Wolfgang, Leipzig
DL7ATT  Norbert,
DL7UXX  Uwe
DL9LBX/MM Michael, SY Innoey
EA8CS  Carlo, Teneriffa
EADJ1OZ  Grisu, Teneriffa
HB9GBN  Daniel, Bern
HB9YCQ  Erwin, SY Saliara
HP1XVH  Günther, Contadora
OE1AES/MM Toni, SY Christina
OE1AKB  Alfred, Wien
OE1IHC/MM Martin, SY Anima
OE1MBW  Martin
OE1SN/MM Norbert, SY Oase II
OE2TAB/MM Georg
OE3OU  Willi, Cartagena
OE4BAB/MM Alex, MV Phoros
OE5KCB/MM Klaus, SY Inshalla
OE5YMO  Maria
OE6DJG  Dieter, Graz
OE6OUD  Wolfgang
RU6CH  Igor
RZ6HB  Edi, Kaukasus
SM4DLT  Erwin, Göteburg
VK2JU  Tommy
VK4CT  John
VK5KMZ/MM Karl, SY Fantasy I
YO3FBM  Mirca, Bukarest
ZK1RED  Will, Opua
ZL1CYK  Derek, Tauranga
ZL1IER  Christian, Opua
ZL1RAB  Derek, Te Puke
ZL3HHS/MM Helmut, SY Lop To