Das gefährliche Venezuela, jeder Fischer sei bis an die Zähne bewaffnet und zum Totschlag bereit, wird uns vorab erzählt. Wir lassen uns nicht abschrecken und finden freundliche Menschen in einem bitterarmen, politisch zerrütteltem Land. Die Küste und die einsamen Offshore-Inseln sind einer der besten Plätze unserer Reise.

 
 
venezuela war von beginn unserer reise an als highlight eingeplant. einsame inseln mit wunderbarem wasser, traumhaften straenden, nette leute mit suedamerkanischem temprament, salsamusik, billige lebensmittel und jede menge natur. das waren unsere vorstellungen.

was waren wir erstaunt als wir in der karibik angekommen, das erstemal ein gespraech ueber venezuela hoerten. dort muesste man aufpassen, die fischer sind so arm, dass sie yachten ueberfallen und mit der besatzung meistens kurzen prozess machen. wir haben die geschichten anfaenglich fuer uebertrieben gehalten. doch dann haeuften sich die schreckensnachrichten, die ueber das ssb-funkgeraet verbreitet wurden. ein schwedisches schiff war von fischern aufgehalten worden und als der skipper unter deck gehen wollte, um die geforderten zigaretten zu holen, wurde er kaltbluetig in den ruecken geschossen. ueber ein amateurfunknetz  forderte die verzweifelte frau hilfe an und nur so gelang es ihr in einen sicheren hafen zu kommen.

eine andere geschichte die wir "live" am funk miterleben konnten, betraf ein deutsches boot, das auf den tortugas, einer einsamen inselgruppe weit draussen im atlantik, ankerte. mitten in der nacht kommen schwer bewaffnete maenner an bord und fordern den skipper auf sie unter deck zu lassen. sie seien von der costguard und wollen das schiff durchsuchen. die maenner sind nur mit badehosen bekleidet und machen keinen sehr vertrauenswuerdigen eindruck, also werden sie von den schiffseignern aufgefordert das schiff zu verlassen. "manjana" (morgen) koenne man ueber alles reden. sie lassen sich aber nicht abwimmeln und beginnen eine luke aufzubrechen. da greift der skipper zur unangemeldeten waffe und schiesst blindlings durch das bereits aufgebrochene luk.  in panik verlassen die "piraten" das schiff, eroeffnen aber aus sicherem abstand mit ihren schnellfeuergewehren das feuer auf das heck des schiffes. gfk fliegt durch die luft, plexiglasluken zersplittern. das deutsche ehepaar zittert vor angst aber die maenner verschwinden. am naechsten morgen laueft ein costguardschiff in die bucht und die selben leute stehen jetzt in uniform an deck, wollen das schiff nach drogen durchsuchen, die waffe beschlagnahmen und den skipper verhaften. der hat unglaubliches glueck im unglueck, denn zur selben zeit (0900 AST) laueft gerade das deutschsprachige karibik netz. hunderte yachties sitzen vor ihren funkgeraeten und warten auf die neusten wetternachrichten und plaudereien von hugo. der fragt ihn gewohnter manier voellig routinemaessig "gibt es irgenwelche notrufe oder prioritymeldungen fuer das netz?". diesmal kein schweigen, sondern es meldet sich die jan willem und berichtet ihre geschichte, und dass sie von der costguard festgehalten werden. sie haben den eindruck, die ereignisse der nacht sollen umgedreht werden und haben angst um ihr leben. viele yachten bieten ihre hilfe an. zum grossteil ueber persoenliche kontakte verschiedener yachties werden die deutsche botschaft, das deutsche aussenministerium, die amerikanische botschaft, die costguard zentrale in puerto la cruz, das innenministerium in caracas und nicht zuletzt die onsa, eine organisation gegen piratenueberfaelle auf den weltmeeren, informiert. man versucht druck von aussen zu machen. bereits vier stunden nach dem ersten notruf sitzt ein mitarbeiter der onsa in begleitung eines dolmetschers in einem hubschrauber und fliegt zu dem bewachten schiff. die situation ist damit entschaerft! das schiff wird nach puerto la cruz eskortiert und eine untersuchung eingeleitet. der skipper wird strafrechtlich nicht verfolgt, ja sogar seine pistole darf er behalten. der schaden am schiff und die erinnerung an die schreckliche nacht bleibt jedoch. die frau will sofort nach deutschland, sie hat genug von venzuela.

der jan willem wurde das funken nicht untersagt. ein standby-netz, das rund um die uhr besetzt war, wurde eingerichtet. ueber diese frequenz kamen in den naechsten tagen immer wieder situationsberichte vom geschehen auf der jan willem. das gibt den betroffenen das gefuehl nicht vollkommen alleine zu sein und viele, viele schiffe kamen so zu einem unglaublichen hoerspiel. der volkswirtschaftliche schaden fuer den venezuelanischen tourismus muss erheblich gewesen sein. so nebenbei wurden viele andere horrormeldungen ueber ueberfaelle und diebstaehle verbreitet. wir waren vollkommen verunsichert. ein ankernachbar gibt uns dann auch noch den guten tip, uns zu bewaffnen (wenn du deine familie nicht verteidigen kannst ist das schon scheisse, meint er). damit ist venezuela fuer uns vorerst gestorben. wir sind nicht losgezogen um krieg zu spielen. wir wollen fremde laender und kulturen kennenlernen, uns aber von gegenden in denen das faustrecht herrscht, fernhalten.

wie immer heilt die zeit wunden und nachdem den ganzen winter ueber nichts passiert ist, viele freunde von den schoenheiten venezuelas erzaehlt haben und uns glaubhaft versicherten, dass alles nicht so schlimm ist, entschlossen wir uns doch in das "reich des boesen" zu gehen. und ich kann es vorwegnehmen, nichts ist uns passiert. die menschen sind freundlich und offfen. die beruechtigten fischer kontaktscheu und eher verschlossen. nie werden wir von ihnen belaestigt. keine rede von ueberfaellen. natuerlich gibt es diebstaehle, wie ueberall auf der welt, aber im grossen und ganzen ist die kueste venezuelas nicht gefaehrlicher als der restliche teil der karibik.  venezuela ist ein armes land. es gibt ganz wenige sehr reiche und viele arme menschen. besonders in den grossen staedten gibt es riesige slums. ohne elektrischen strom, ohne trinkwasserleitungen und abwassersysteme leben die menschen dort in pueblo-aehnlichen haeusern. nur schmale wege schlaengeln sich zwischen den haeusern. ueberall tuermt sich der mist. fuer viele gibt es praktisch keinen weg aus diesem elend. das sich darin, neben all dem sozialen leid, natuerlich auch eine erhoehte bereitschaft zur kriminalitaet birgt, ist klar.

in trinidad haben wir uns daher entschlossen die venezuelanischen gewaesser nur im konvoi zu besegeln. wir bilden eine internationale armada (holland, deutschland, kanada, usa und oesterreich) aus sieben schiffen. in einer nachtfahrt wollen wir auf die testigos, die oestlichste inselgruppe venezuelas, gehen. in einem feuchtfroehlichen "briefing" am vorabend legen wir die verhaltensregeln fest. staendig wollen wir ueber ukw-funk in kontakt bleiben und uns in jeder notsituation beistehen. die feuerkraft der flotte besteht aus mehreren signalpistolen, eine davon umgebaut zur schrotflinte und als ultimative wunderwaffe ein revolver.

anfaenglich verlaeuft alles ruhig. kraeftiger passat schiebt uns richtung nordosten und die sterne leuchten hell in der mondlosen nacht. ingrid uebernimmt die erste wache und ich schmeisse mich mit anna in die koje. ploetzlich ruettelt ingrid mich wach. die albatros mit franz und gerda hat probleme. sie werden scheinbar von einem fischerboot verfolgt. franz bebachtet alles auf seinem radar und gibt eine genaue beschreibung der lage ueber ukw. wir koennen einige lichter vor und hinter uns sehen aber natuerlich nicht erkennen ob das nur yachten sind. da meldet sich schon ruud von der xenia auf dem funk "i will come with my little toy to help you", bietet er franz hilfe an. auch wir und andere schiffe aendern den kurs in die vermutete richtung der albatros. da kommt ein neuer funkspruch von der albatros "die fischer lassen sich nicht abwimmeln und lassen jetzt ein beiboot zu wasser!". die situation scheint ernst zu werden. doch da gibt franz entwarnung. sie sind verschwunden. haben einfach das licht ausgemacht und abgedreht. also an schlaf ist in dieser nacht nicht mehr zu denken. eng zusammengerueckt motoren wir weiter richtung ziel.

wochen spaeter gesteht uns john von der malaja (eines der sieben schiffe), dass er sich einen kleinen scherz erlaubt hat. als er bemerkte, dass franz ihn fuer einen fischer haelt, ist er ihm einfach immer nachgefahren und hat jede kursaenderung mitgemacht. waehrend dieser "verfolgungsjagd" hat sich das dinghy der malaja in den davits gelockert und er hat es wieder festgezurrt. dabei muss fanz ihn beobachtet haben und an ein kaperboot gedacht haben.

also in jener nacht haben wir die hosen voll gehabt, aber jetzt koennen wir ueber diese geschichte wirklich lachen. und manchmal denken wir uns, dass einige fischer richtiges glueck gehabt haben nicht in unsere naehe zu kommen. wie leicht haette einer von uns versucht sie ueber den haufen zu fahren oder gar mit der signalpistole beschossen...

die testigos waren genau das, was wir uns ertraeumt haben. eine kleine, abgeschiedene inselgruppe mit langen palmenstränden und hohen sandduehnen. die einklarierung verlaeuft voellig korrekt und nach der uebergabe von zwei bierdosen als kleines begruessungspresent, werden wir zuvorkommend behandelt.

leider draengt uns unser terminplan und schon nach drei tagen fahren wir weiter nach margarita, wo wir einen schoenen zweiwoechigen toern mit den blazeks verbringen. wir erforschen die kleinen, margarita vorgelagerten inseln, die mangrovenwaelder von boca del rio und die alten kolonialstaedte der insel.

sobald wir wieder alleine an bord sind, beginnen wir mit dem grossen einkauf. margarita ist freihandelszone und dementsprechend guenstig sind bier und wein. wir wollen uns fuer mehrere monate verpflegen. die naechste moeglichkeit guenstig einzukaufen gibt es erst wieder in cartagena/columbien. unter anderem kaufen wir 50 flaschen rum. der soll noch im pazifik unfreundliche zoellner gnaedig stimmen und gegen leckeren fisch getauscht werden.

natuerlich fuellen wir auch den dieseltank. 1 schilling kostet der liter  diesel und ist damit billiger als trinkwasser. venezuela ist einer der groessten erdoelproduzenten der welt und gibt diesen heimvorteil scheinbar direkt an den konsumenten weiter.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
in tagestrips hangeln wir uns die kueste richtung westen weiter. wenige yachten finden den weg  hierher, obwohl die landschaft einzigartig ist. rote berge, mit kakteen bewachsen werden von tiefen fjorden mit glasklarem wasser eingeschnitten.  wir ankern in buchten die eher einem bergsee gleichen. erst wenn man auf die huegel klettert, kann man das offene meer wieder sehen und die landschaft ueberschauen. manchmal ist das ufer mit mangrovenwaeldern bewachsen und dazwischen gibt es kleine sandstraende.

faszinierende natur, aber wir wollen weiter um idemo in puerto la cruz alleine zu lassen und einen ausflug ins landesinnere zu unternehmen.

serge, ein ex-buschpilot will uns mit seinem allrad-wagen quer durch die venezuelanische tiefebene in die anden nach merida bringen. wir haben von den schneebedeckten viertausendern gelesen und wollen sie unbedingt sehen.
 
zu acht schlichten wir uns in den mitsubishi und los geht’s zu einer reise ueber 3 000 km. zu unserer ueberraschung wird die anfahrt zu einem erlebnis fuer sich. zuerst fahren wir an lagunen mit millionen von flamingos und stoerchen vorbei, eine komposition in rot und weiss.
 
gleich darauf sehen wir die millionenstadt caracas, mit dem kolonialen altstadtkern und modernen hochhaeusern. als kontrast zum gepflegten historischen teil der metropole fuehrt die stadtautobahn mitten durch die slums. die menschen leben hier in unwuerdigen verhaeltnissen. keiner hat sich die muehe gemacht sie zu zaehlen, daher weiss auch niemand wieviele einwohner caracas hat.
am plaza bolivar im zentrum caracas sieht man nichts davon. man ist an suedeuropaeische staedte erinnert. bolivar ist  der grosse held venezuelas. der befreier suedamerikas wird verehrt wie ein heiliger. per verordnung muss in jedem dorf, jeder stadt der groesste platz "plaza bolivar" heissen. bis 5 000 einwohner muss eine bueste von bolivar aufgestellt werden, darueber muss es ein standbild sein und jede venezuelanische stadt mit mehr als 20 000 einwohnern, muss ein reiterbild von bolivar haben.

wir fahren weiter durch die llanos del orinoco, die tiefebene venzuelas. in diesem riesigen gebiet gibt es eine intakte tierwelt. wir sehen reiher, fischadler, krokodile, schildkroeten, tapire und unzaehlige andere wilde tiere. zwischen der sumpflandschaft gibt es riesige rinderweiden. auf den feldwegen begegnen wir immer wieder gauchos auf ihren drahtigen pferden. die hatos (venezuelanische haciendas) sind riesig, man kann sie an einem tag nicht abreiten. und noch immer ist das pferd hier das beste fortbewegungsmittel.

wir fahren auf landstrassen, die die kleinen doerfer verbinden. vor jedem dorf werden fahrgenehmigung und reisepaesse kontrolliert. die strassensperren sind mit schwer bewaffneten maennern besetzt. jedesmal haben sie andere uniformen an, gehoeren einer anderen miliz an, aber alle tragen kugelsichere westen, und dunkle sonnenbrillen. die burschen sind im regelfall keine 18 jahre alt. das ergibt oft ein unangenehmes gefuehl. man fuehlt sich ausgeliefert.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
auf einer krokodilfarm koennen wir die kleineren exemplare angreifen. schon bei einer groesse von 50 cm haben krokodile unglaubliche kraft im schwanz. die fuetterung der groesseren exemplare (6 – 7 Meter) ist ein erlebnis fuer sich. nur getrennt durch einen 50 cm hohen maschendraht, der noch dazu fuer mehrere meter unterbrochen ist, stehen wir vor dem sumpfloch. fuer uns, die wir europaeische sicherheitsstandards gewohnt sind, einfach unvorstellbar. der tierpfleger schmeisst ein riesiges stueck fleisch an die uferzone. ploetzlich eine explosion im wasser und das urzeitungetuem stoesst aus dem wasser, holt sich mit einem schnapper 30 kilo rohes fleisch und bleibt ruhig liegen. ingrid schmeisst die nerven und rennt aus der gefahrenzone. ich fotografiere, anna sitzt ja sicher bei ingrid auf der schulter. die venezolaner lachen. als sie aber versuchen mit stoecken wasserpflanzen, die das tier bedecken, wegzuschieben und das krokodil sich den stock holt, werden auch sie etwas vorsichtiger.

die naechte verbringen wir in billigen pousadas (landgasthoefen). die zimmer sind extrem einfach und fliessendes wasser gibt es nur in ausnahmefaellen. zum schutz gegen moskitos, kakerlaken und anderes ungeziefer haben wir unser moskitonetz mitgebracht, das wir jede nacht oberhalb unseres bettes spannen. die quartiere sind nicht besonders gemuetlich, aber wir haben uns ein limit gesetzt. zu acht (sieben erwachsene ein kind) wollen wir mit 100 USD pro tag  auskommen. in einem quartier packt peter (einer unserer mitreisenden) unabsichtlich ein handtuch der pousada ein. als wir schon im auto sitzen, laeuft uns die vermieterin schimpfend nach. ein handtuch fehlt! peter gesteht und gibt verlegen das nicht mehr im besten zustand befindliche handtuch zurueck. jetzt kommt unsere gastgeberin so richtig in fahrt. sie schimpft und meint, dass die venezolaner einen schlechten ruf haben, aber die schlimmsten seien die auslaender, sogar handtuecher klauen sie. im auto biegen sich alle vor lachen und peter hat einen roten kopf. er hat geglaubt seine frau hat das handtuch vergessen und es noch schnell in den rucksack gesteckt.
 
am abend essen wir in einfachen churascarias (grillrestaurants), die immer nur ein menue haben, ueber dem offenen feuer gegrilltes rindfleisch mit frittierten bananen, yucca, suesskartoffel und arepas. man bekommt aber kontakt zu den einheimischen. wir erleben wie zur salsamusik getanzt wird, sehen die leute beim domino spielen lachen und bekommen so ein bisschen einblick in suedamerikanische lebensgestaltung.
 
am oberlauf des orinico machen wir eine fahrt durch die flusslandschaft. unser fuehrer lenkt die schmale zille geschickt durch stromschnellen und vollkommen mit wasserpflanzen bedeckte teile des flusses. in kleinen seitenarmen sehen wir viele voegel, leguane, affen und rosafarbene flussdelphine. springt man ins wasser, sind sie aber schnell weg. wenn die flusskrokodile auch keine grosse gefahr sind, scheint ein bad doch nicht so angenehm zu sein. ich konnte mich dieser freude mit einer perfekten ausrede entziehen, da ich gerade wieder an einer ohrenentzuendung laboriere und wasser fuer die heilung nicht gerade zutraeglich ist.
 
nach dem wir noch ein picknick in einem verlassenen indianerdorf genommen haben geht’s zurueck zu unserem auto und weiter richtung anden.

ueber schmale passtrassen  windet sich unser wagen in die berglandschaft rund um merida. die bergdoerfer sind urspruenglich. weisse haueser mit roten daechern, dazwischen schmale gassen und eine kirche mit einem kleinem platz davor, dem plaza bolivar. vor der bar stehen pferde, angebunden wie im wilden westen warten sie auf ihre besitzer, die in der zwischenzeit ein partie poolbillard spielen und ein bier trinken. es scheint ueberhaupt nur zwei fortbewegungsmittel zu geben pferde und toyota landcruiser.

samstagabend wird gefeiert. das ganze dorf ist auf den beinen. von den umliegenden haciendas sind auch alle gekommen. man sieht gauchos gemeinsam mit ihren mädchen auf dem pferd durch die stadt reiten. mit einer hand halten sie das maedchen in der anderen eine bierflasche. ausgelassene, froehliche jahrmarktstimmung wohin man sieht. es soll die miss jaji gewaehlt werden. die schoenen laufen etwas linkisch ueber die buehne. als zwischeneinlage werden die gaeste aus uebersee begruesst. anna darf auf die buehne kommen und "haenschen klein" singen. wir hatten viel spass.
 
die darauffolgende nacht verbringen wir in einer kleinen pousada mit innenhof. das essen wird in der kueche serviert. da entdeckt serge zwischen lebensmitteln, die in einer mauernische aufbewahrt werden, eine kleine, duenne, gruene schlange. den namen habe ich vergessen, sie muss aber extrem giftig gewesen sein, da sich alle ploetzlich fuerchterlich aufgeregt haben. man versucht die schlange mit einem stock zu erschlagen, die wehrt sich jedoch, stellt sich auf und beisst in den stock. dann kann sie ins backrohr fluechten. schnell ist ein plan geschmiedet. wir heizen den ofen ein und wenn sie vor der hitze fluechtet, soll ich mit meinen schweren bergschuhen dem giftigen ding den garaus machen. wir warten. irgendwie ist mir bei dem gedanken das meine schuhe vielleicht nicht hoch genug sind nicht ganz wohl. laut serge muesste man nach einem biss innerhalb von 30 minuten im spital sein, sonst ...! die naechste groessere ortschaft ist drei stunden entfernt und ich bin mir nicht sicher, ob die strasse in der nacht ueberhaupt befahrbar ist. ich habe aber glueck, die schlange stirbt im ofen, wird gebraten bevor sie rauskommt.

wir wollen nach los nevados, dem hoechstgelegenen dorf in der region. die strasse dorthin ist ein abenteuer fuer sich. nur erfahrene fahrer wagen den ritt ueber die schmale piste. wir steigen also in den landcruiser von jose um. man kann kaum glauben das der wagen die steigungen bewaeltigen kann, tiefe spurrillen machen die sache nicht einfacher. die kehren sind extrem eng, sodass sie nur mit mehrmaligem reversieren genommen werden koennen. teilweise laufen gebirgsbaeche ueber die strasse. jose lacht, wir verstehen ihn leider nicht, aber immer wenn es besonders haarig wird, legt er die letzte, ultimative differentialsperre ein, schaltet in den kriechgang und lacht diabolisch.
in los nevados angekommen, steigen wir auf pferde um. der ritt durch die bergtaeler ist atemberaubend, mein sturz vom pferd auch. in einer kehre rutscht mein fuss aus dem steigbuegel, ich beuge mich hinunter um ihn wieder einzufaedeln, schwups rutsche ich samt sattel vom pferd. alle lachen, es ist ja nichts passiert.

anna ist vom reiten viel mehr begeistert als ich. ab jetzt will sie nur mehr reiten. wenn sie sieben oder acht jahre alt ist, beschliesst sie, kauft sie einen hengst. wir machen noch andere wanderungen zu schoenen bergseen und mit kakteen bewachsenen hochtaelern, aber immer muss zumindest fuer anna ein pferd, wenn moeglich ein hengst, organisiert werden.

zurueck auf der idemo fahren wir in die unberuehrte inselwelt vor der kueste venezuelas. wir schnorcheln, laufen den strand entlang (neues lieblinsspiel von anna ist blinde kuh), machen barbeques um fische und langusten zu grillen. lassen es uns gut gehen.

auf den tortugas  finden wir die beruehmten chipi-chipi muscheln, die man zu einem koestlichen ragout ver-arbeiten kann.

auf den los roques lernen wir henriette und jean-marie von der janaia kennen. sie kommen aus tahiti und haben so schon einen großteil der reise hinter sich. sie erzaehlen uns vom pazifik und jean-marie fuehrt mich in die kunst des speerfischens ein.

auf den los aves finden wir eine riesige bobokolonie (moewenartige voegel). die tiere sind zutraulich. ganz nah kann man an ihre nester in den mangroven heranfahren. die jungen haben einen dichten weissen flaum, die eltern hellblaue schnaebel mit knallroten entenfuessen. wir verbingen stunden im dinghy und lassen uns von dem geschreiund geflatter faszinieren.
 teilweise sind die passagen durch die riffe zu den ankerplaetzen ganz schoen abenteuerlich. die sonne muss hoch stehen oder man sollte sie zumindest im ruecken haben. sobald zu viel schwell in den buchten steht, sind die riffe auch nicht mehr so klar auszumachen. die karten stimmen auch nicht und so ist jede ansteuerung mit aufregung verbunden. unsere lieben freunde von der xenia, ruud und inneke laufen auf den roques auf ein riff. gott sei dank ist nicht viel passiert und sie konnten den kratzer am kiel mit epoxy, das unter wasser aushaertet abdecken, aber das war ein ganz schoener schreck fuer uns alle.

auch mit der schleppangel haben wir wieder glueck. wir fangen einige doraden und einen 30 kilo schweren wahoo. fuenf schiffe essen zwei tage lang wahoo und wir werden fuer unsere angelkuenste gelobt. wir waren ganz schoen stolz.

manchmal war der fang nicht so gut. es gehen uns einge barracudas an den haken, die wir wegen dem fischgift ciguatera nicht essen wollen. das ciguatera-gift wird von bestimmten korallenarten erzeugt. kleine rifffische fressen diese korallen und ueber die nahrungskette gelangt das gift in die groesseren speisefische. die symptome bei menschen sind schwindelanfaelle, laehmungserscheinungen und umkehr des heiss-kalt-empfindens. das alles kann im extremfall zum tod fuehren. nach einer faustregel kann man fische bis zur groesse des unterarms essen. wir sind aber vorsichtig und haben riffraubfische vom speisezettel gestrichen.

einmal geht ein grosser rainbowrunner an die schleppangel. von dem bekommen wir allerdings nur mehr den kopf ins boot, ein hai muss sich den rest mit einem bissen geholt haben, denn der kopf ist mit einem schoenen geraden schnitt abgetrennt.
 
sechs wochen verbringen wir in den inseln. sechs wochen ohne haeuser, autos und stadtlaerm. nur einmal muessen wir fuer drei tage unterbrechen. der hurrican jerry nimmt kurs auf uns. das bedeutet schlechtes wetter und unsichere windrichtungen. wir fluechten in eine tiefe mangrovenbucht am festland. aber sobald jerry durchgezogen ist, treibt uns die hitze aus dem hurricanhole hinaus ins offene meer zu unseren inseln zurueck.
 
anfang november segeln wir nach bonaire und treffen uns mit meinen eltern. das war eine wiedersehens-freude! zur zeit geniessen wir hier die zivilisation und die gesellschaft meiner familie.

bonaire ist eine wunderbare insel mit schoenen schnorchelspots und gut sortierten supermaerkten, einer waescherei und netten lokalen.

 

bald soll es weiter gehen richtung kolumbien und panama.

 

robert, ingrid und anna

an bord idemo

dzt. kralendijk / bonaire / hollaendische antillen

3.11.2001
 
 
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