Unvergessliche Monate unter dem bezaubernden Licht der Mittelmeersonne! Langsam springen wir von Ankerplatz zu Ankerplatz, von Bucht zu Bucht, von Insel zu Insel Richtung Gibraltar. Wir genießen unsere neue Dreisamkeit und das Bordleben. Gleichzeitig müssen wir aber auch erst das Leben auf dem Wasser und in userer kleine Familienzelle lernen.
Für die Überfahrt nach Mallorca warteten wir auf wirklich gutes Wetter und die war dann auch völlig problemlos. Erster Hafen war Puerto Colon. Bummvoll aber wunderschön. Fast bekamen wir keinen Ankerplatz und mussten eine Nacht in der Einfahrt ankern, aber das Warten hat sich gelohnt. Am nächsten Morgen war eine Boje frei und zu Mittag bertraten wir das erste Mal spanischen Boden. Nach dem Anmelden im Hafen fielen wir sofort in die erste Tapas-Bar. Nach zwei Bieren mit unserem Schlafmanko war der Tag gelaufen...
Puerto Cristo (haben wir in schlechter Erinnerung, weil Robert zwei Stunden im kloakenartigen Wasser tauchen musste, um eine Mooring aus der Schraube zu schneiden), Soller, Andratx (da haben wir in einem Lokal die selbe Luft wie Claudia Schiffer geatmet! Nachdem wir Anna erklärt haben wer das ist, hat sie natürlich ungeniert "wo ist die Schiffer?" gebrüllt. Aber das Lokal war für uns sowieso zu "niedrigpreisig" - wir sind nicht geblieben).
In Palma de Mallorca wurde Idemo aus dem Wasser genommen, weil die Motorantriebswelle beim Segeln schon die ganze Zeit entsetzlich laut gequietscht hatte. Uns hat’s viel Geld gekostet, Anna aber hat es genossen, weil sie im Club Nautico das Pool benutzen durfte.
Palma hat uns nicht losgelassen, obwohl es teuer und überfüllt war. Die letzten Tage machten wir auf dem Stadtkai fest - war eigentlich romantisch so direkt im Stadtzentrum zu liegen. Einziger Nachteil, die Besoffenen versuchten jede Nacht auf die vor Buganker liegenden Schiffe zu pinkeln. Na ja, wir haben uns halt immer 2 - 3 Meter vom Kai weggelegt, da hätte einer schon eine Elefantenblase gebraucht, um uns zu treffen.
Annas 4. Geburtstag feierten wir in Palma. Dazu wurde der Salon mit kleinen Fahnen geschmückt und Ingrid hat eine riesige Torte gebacken. Anna hat sich wirklich gefreut, sie hätte halt nur gern auch Gäste gehabt. Ingrid war aber fast trauriger als Anna. Von Palma sind wir direkt nach Santa Eulalia auf Ibiza gesegelt.
Das Problem beginnt, sobald der Fisch an Bord ist. Der lebt noch. Er schaut einen an und am liebsten hätte Robert ihn wieder reingeschmissen. Der erste Versuch mit der Winschkurbel hat zwar funktioniert, aber alles war voll Blut. Wir sind uns vorgekommen wie die Schlächter, besonders beim Bonito - der hat ROTES Fleisch! Der Tipp, Schnaps hinter die Kiemen zu gießen funktionierte, aber wir glauben, der Fisch war nur betäubt - also wieder die Winschkurbel. Bei nächsten Mal will R. es mit einem gezielten Gehirnstich versuchen! Und I. besteht darauf, dass alles nur noch nackt zu tun, eben wegen dem Waschen und dem Geruch (Später sollen wir lernen, dass ein schneller Schnitt mit dem Messer der beste Weg ist – ist der Kopf ab, ist der Fisch tot, auch wenn er noch soviel zappelt!). Wir haben die Fische gebraten, gegrillt, als Gulasch zubereitet und - hinuntergewürgt. Anna ist zwar vom Fischefangen begeistert, weigert sich aber jetzt Fisch zu essen. Sie isst nur gekauften, weil der Kampf auf der Idemo in ihren Augen "schlecht für den Fisch ist" - was ja auch stimmt! (Auch das hat sich später geändert – Anna liebte frischen Fisch und auch die Hektik rund um das Reinziehen des Fisches hat sie begeistert. Nur das endgültige Schlachten und Ausnehmen wollte sie unter keinen Umständen beobachten.) In Südspanien segelten wir nach Aguadulce, bei Almeria, in eine kleine Marina, die uns seit Sardinien von allen möglichen Leuten empfohlen wurde. Dort überwintern viele Fahrtensegler. Die Stimmung ist wie in einer Schrebergartensiedlung, aber wirklich nett. Die Leute hatten alle was zu erzählen. Jeden Morgen werden über VHF die Neuigkeiten ausgetauscht. Und wer einen "Lift" in die Stadt sucht, oder seinen Anker verkaufen will, gibt das auf Kanal 74 bekannt. Am Sonntag wird gegrillt. Jeder bringt seine Koteletten mit, schmeißt sie auf den Riesengriller und hört sich den neusten Tratsch an.
In der nahen Stadt Almeria wimmelte es von Steinen, Mauern und Burgen, die die Mauren dagelassen haben. An jeder Ecke erwartet man El Cid(!) zu begegnen. Die Preise für alles sind viel niedriger als auf den Balearischen Inseln und man hatte endlich das Gefuehl wirklich in Spanien zu sein. Allerdings ist Aguadulce selbst eine Stadt aus der Retorte - rein touristisch.
Almeria ist die Gemuesekammer für Spanien und Nordeuropa. Jedes Fleckerl Land ist mit Plastikfolien abgedeckt und dazwischen befinden sich die Elendsquartiere mit den armen Teufeln, die es aus Afrika über die Strasse von Gibraltar geschafft haben. In den Touristenstädten ahnt man davon nichts. Es gibt alles und die Spanier scheinen sich einiges leisten zu können. Leider ist es für uns schwierig mit "echten" Spaniern außer Kellnern und Supermarkt-Kassierinnen Kontakt zu bekommen. Wir sprechen kein Spanisch und außer im Tourismus, kann kaum jemand Englisch oder Deutsch. Wir lernen fleißig Vokabel, aber sehr weit sind wir noch nicht.
Das klingt jetzt zu negativ, es war schön in Andalusien, aber eben nicht überall. "Cabo de Gata" ist ein berühmtes Kap mit einer Landschaft aus einer anderen Welt, mit einsamen Buchten und blauem Meer. Hier wurden Filme wie "El Cid"!!!!!, "Spiel mir das Lied vom Tod", "Der letzte Mohikaner", "Muenchhausen", die Dollar-Trilogie..... gedreht. Wir sind da durchgefahren und waren begeistert.
Unsere Tour durch Andalusien war ein Highlight der bisherigen Reise. Granada, Sevilla und die Sierra Nevada! Granada ist wie Disneyland - nur geht’s da um die Mauren und Spaniens islamische Vergangenheit, alles mindestens 500 Jahre alt und echt. Es gab sogar einen Reiseführer auf Deutsch für Kinder mit Zeichnungen von arabischen Prinzessinen und Prinzen - Anna war begeistert und wir konnten alles super besichtigen (nach 6 Stunden gab sie allerdings w.o.!)
Sevilla hat uns auch gut gefallen, aber nicht so sehr wie Granada. In Sevilla waren dafür die Tapas-Bars erste Qualität und wir haben bis spät in die Nacht eine Beisltour unternommen, die wir mit dem Besuch eines Einkaufszentrums mit Spielplatz abgeschlossen haben. Der Spielplatz war spät nachts noch gut besucht...
In der Sierra Nevada gab es auf 2.500 m schon Schnee und es war kalt, was wir ja echt nicht mehr gewohnt sind. Anna hat freiwillig etwas aufgesetzt und wir sind losmarschiert. Die Berge sind ähnlich wie die Alpen und es gibt ein Skigebiet, das aussieht wie bei uns. Trotzdem war es irgendwie komisch so etwas in Suedspanien zu sehen. Wir konnten sogar eine kleine Schneeballschlacht machen.
Anna kann schon einige Worte auf spanisch und bestellt sich ihren Saft selber. Gestern hat sie uns so nebenbei erklaert wie man auf Spanisch "klein" sagt und es hat gestimmt! Wir haben das g'scheiteste Kind der Welt!