Die Tobago Keys sind eine der Höhepunkte des Karibischen Inselbogens. Schon vor vielen Jahren schwärmte Jacques Cousteau von diesem Naturjuwel. Grenada mit dem dichten Urwald und lässiger karibischen Lebensweise bildet dazu einen interessanten Kontrast.

 
wir liegen zur zeit in der lagoon von st. george auf grenada. die stadt ist wirklich schoen, gefaellt mir am besten von allen karibischen staedten. die roten ziegelbauten und die fachwerkhaueser wuerden eher nach england passen. es gibt einen grossen markt, einige supermaerkte und die preise werden auch besser. die stadt ist quirlig, die leute nett und es scheint so, als wuerde nicht alles auf den tourismus ausgerichtet sein.

es gibt viele rastafari und aus jeder ecke lacht bob marley. in den sammeltaxis wird endlich nicht mehr nur der techno-mist gepielt. ausschliesslich reggae toent aus den lautsprechern, was unsere geplagten ohren wieder mit der karibik versoehnt. der musikgeschmack duerfte hier ueberhaupt etwas konservativer sein und eher unseren gesetzten, altmodischen vorstellungen entsprechen. beim grenada-spice-jazz-festival ist george benson aufgetreten und wir konnten ihn am ankerplatz hoeren. sozusagen ein gratis "audio-only freiluftkonzert". steelband gibt es nur fuer touristen in den teuren restaurants. eigentlich schade, so geht sicher einiges von der urspuenglichkeit dieser musik verloren. wir hoffen da auf trinidad, wo die steelbands angeblich noch teil des aktuellen kulturgeschehens sind.

es ist schon lustig, wenn man einen schwarzen mit riesiger rot-gruen-gelber rastakappe ueber die strasse schlaendern sieht, er laessig den daumen zum gruss hebt und dabei "rastaman-vibration" singt. sogar anna traellert schon den refrain und wippt mit dem kopf dazu. die rastafari sind nette leute, die total relaxt und freundlich sind, selten betteln und in den touristenzentren scheinbar den obst und gemuesehandel kontrollieren. es macht spass mit ihnen zu handeln. bei ihnen gilt wirklich der grundsatz :"never pay the first price". die drogengesetze sind in den meisten antillenstaaten scharf und schon der besitz kleinster mengen fuehrt zu hohen gefaengnisstrafen und das schiff wird sowieso konfisziert. fuer rastafari scheinen diese gesetze aber nicht zu gelten, denn ganz offensichtlich und ohne jede geheimnistuerrei sieht man sie marihuana rauchen.

den absoluten bock hat aber einer im hafenbecken von st. george abgeschossen. der junge, sehnige schwarze mann steht am kai, blickt seinen joint ganz verliebt an und liebkost ihn durch leichtes anblasen, sodass die glut rot aufleuchtet. er legt ihn auf die ausgestreckte zunge und schwups verschwindet die tuete in seinem mund, erscheint noch einmal zur kontrolle und wird wieder in den schuetzenden mund geschoben. jetzt springt er mit einem eleganten kopfsprung ins truebe, schmutzige hafenwasser, taucht mit triefend nassem kopf auf, der joint erscheint wieder und wird im hafenwasser weitergeraucht. dabei gibt der rastafari ein duemmlich, glueckliches grunzen von sich und schwimmt wieder zur hafenmauer um das ganze zu wiederholen. also das scheint der absolute ueberhammer zu sein.

hier in der bucht kennen wir schon fast alle schiffe und im clubhaus der marina trifft man sich jeden abend nach der dusche zum sundowner. direkt vor der bar gibt es einen kinderspielplatz und gestern haben wir fussball gespielt. "daddys against children", die vaeter haben gewonnen und die kleinen haben geweint und uns bei den muettern verpetzt. wir hatten aber viel spass und die lieben kleinen muessen auch lernen zu verlieren, oder?

sogar zwei oesterreicher sind hier. ein steirer mit steirschem gewuerztraminer an bord und ein vorarlberger ex-eissalonbesitzer. laut seinen ausfuehrlichen beschreibungen hat er das beste stracciatella von ganz oesterreich gemacht, tichy war nur ein anderer eissalon, aber kein vorbild fuer ihn. ingrid ist bei seinen erzaehlungen vor sehnsucht nach einem eisbecher im wahrsten sinne des wortes zerschmolzen. beide sind schon in pension und haben uns mit guten ratschlaegen und tips ueberhaueft und bei besuchen staubt anna immer jede menge suessigkeiten ab. wenn sie sie vergisst mitzunehmen, werden ihr ganze schuesserln nachgebracht.

der regenwald von grenada ist beruehmt und ein grosser teil wurde zum nationalpark erklaert. es gibt einige tracks, die quer durch den urwald fuehren. da aber nur die wenigsten touristen vernuenftige schuhe mit haben, werden diese wege kaum begangen. wir haben natuerlich unsere bergschuhe ausgepackt und sind mit dem sammeltaxi in die berge gefahren. schon die fahrt dorthin ist berauschend: palmen, bananenstauden, viele blueten und blumen, hellblaue, rosarote, und tuerkise "karibikhaeuser" dazwischen und aus dem lautsprecher plaerrt reggaemusik. die taxis sind voll gepfercht mit 14 - 16 menschen, aber alle lachen und sind freundlich. steigt dann noch eine 150 Kilo frau dazu, rutschen alle einfach zusammen, ich lege einen fuss ueber die schulter des vordermannes und weiter geht's im hoellentempo durch die berge grenadas. ueberlebenschance 1:100, das sind die wahren abenteuer.

die wanderungen waren atemberaubend schoen. wir sind an riesigen bauemen mit mannshohen wurzeln vorbeispaziert, teilweise bilden die mit moos bewachsenen baueme tunnels wie in der geisterbahn. das in gruppen stehende bambus waechst kerzengerade zehn bis zwanzig meter hoch und wiegt sich im passat. es knarrt als wuerde eine tuer auf und zu gehen (wie bei uns im wald, wenn es kalt ist und viel wind geht). kleine wasserfaelle bilden immer wieder becken in denen man schwimmen kann. anna ist kaum zu halten, wenn sie so ein becken sieht und will unbedingt schwimmen, obwohl ihr mut mit der naehe des beckens sinkt und wir dann gemeinsam reinspringen muessen. geckos in den farben der baueme sehen aus wie aeste und kolibrieaehnliche voegel (hummingbirds) trinken aus den rotgelben blueten der bananenstauden. irgendwo im dschungel vermutet man affen. die sind aber sehr scheu und wir haben keine zu gesicht bekommen. das alles haben wir ohne zuseher geniessen koennen, ganz alleine im regenwald.

ingrid war am anfang nicht so begeistert eine so "lange" wanderung in dieser affenhitze zu machen und dann haben wir uns auch noch verirrt und mussten den richtigen weg suchen. zu allem ueberdruss ist sie dann an einem steilhang ausgerutscht, drei - vier meter den hang hinuntergerutscht und im freien fall in eine zwei meter tiefe mulde gefallen. da ist sie dann dagestanden, ziemlich gatschig, bestreut mit modrigem holz, tropenwalderde, diversen graesern und das ganze noch mit einem ordentlichen schuss schweiss vermischt und hat mir gesagt, was sie von dieser wunderbaren wanderung haelt (... ich hoffe du hast dann alles dabei was wir fuer eine uebernachtung im urwald brauchen! und es funktioniert! aber herr gut muss ja eine urwaldwanderung machen! mit einem kleinen kind und ohne guide...). wir haben ingrid wieder gesaeubert, blaetter die ihr in den schuh gerutscht sind haben sie veraetzt, was einen neuerlichen fluchschwall ausgeloest hat und zu guter letzt haben wir den weg auch wieder gefunden. der rest war ein kinderspiel.

die inseln weiter oben im norden sind viel trockener, da sie nicht so hoch sind und die wolken an den bergen nicht haengen bleiben. trotzdem sind diese kleinen eilande eigentlich das, was man sich unter karibik vorstellt. palmen, tuerkisklares wasser und weisser sandstrand. die tobago keys sind eine anhaeufung von kleinsten inseln die von einem riff geschuetzt werden. man liegt direkt vor diesem riff mit der nase richtung afrika. kein futzerl land liegt zwischen den kapverden und dem anker der schiffe. das schnorcheln am riff gehoert zur extraklasse. man hat das gefuehl in einem unterwasser-zoo zu sein und kann sich von einem hoehepunkt der ausstellung zur naechsten zu begeben. in dieser preisklasse geht es dann weiter, wenn man die beruehmten ankerplaetze abklappert. die salt whistle bay muss noch erwaehnt werden. schon alleine wegen dem namen und der vielen, vielen pelikane, die sich dort im sturzflug ins wasser stuerzen, um fische zu fangen.

die distanzen sind so kurz, dass es sich manchmal kaum lohnt die segel zu setzen. keinen dieser traumstraende wollen wir auslassen und ueberall bleiben wir ein paar tage, unser reisetempo ist eine katastrophe.

bei einem dieser motorhopser von insel zu insel schleppen wir entgegen allen unseren regeln das dinghi an einer leine nach. zwischen den inseln empfaengt uns kraeftiger wind, schaumkronen und einige untiefen machen den kurzen trip interessant. ein kurzer blick auf das dinghi ueberrascht mich eigentlich nicht. es ist voll mit wasser. wir schleppen einen treibanker nach. ingrid nimmt gas weg, aber so laesst sich idemo nicht mehr steuern. strom und wind treiben uns auf die korallenbaenke zu. das schiff in den wind drehen geht wegen der vielen untiefen auch nicht. also nehmen wir wieder fahrt auf. ich packe mir die puetz (ein kuebel mit schnuerl - fuer die nichtsegler), springe ins beiboot und beginne das wasser auszuschoepfen. das geht ganz gut. beim rausklettern muss ich mein ganzes gewicht in den bug des dinghis bringen. der taucht unter wasser und das ganze ding dreht sich um die laengsachse. dabei werde ich ins wasser katapultiert, bleibe aber mit dem fuss am handlauf des beibootes haengen. ich muss mich also nach vor ziehen, den fuss "ausfadeln" und kann erst jetzt den kopf aus dem wasser stecken um luft zu holen. ingrid hat von der ganzen aktion nichts bemerkt, sie muss ja das schiff auf kurs halten. anna steht aber am poopdeck und kreischt :"er ist im wasser, er ist im wasser!" erst jetzt bemerkt ingrid das ich ueber bord bin, verlangsamt das tempo und ich klettere wieder ins schiff. in der einen hand habe ich noch immer die puetz, ein kleines wunder. ingrid beginnt mich zu beschimpfen und zweifelt meine zurechnungsfaehigkeit an. das umgedrehte leere beiboot koennen wir danach ohne probleme bergen und an deck festzurren. neue regel an bord: "niemals ins nachgeschleppte dinghi springen oder noch besser, befolge die alte regel, niemals das dinghi nachschleppen!"

jetzt hat hier schon die regenzeit begonnen und das wetter ist nicht mehr so bestaendig. alle drei bis vier tage zieht eine tropical wave ueber die karibik. wir muessen also immer radio hoeren, denn aus diesen tropical waves kann eine tropical depression (starker wind), ein tropical storm (schlimmer) oder ein hurrican (am schlimmsten) werden. dann heisst es fuer uns aber ab nach sueden (trinidad - venezuela), um der zugbahn des hurrican zu entgehen. es regnet nun mindestens einmal pro tag und in der nacht spielen wir "klappe auf, klappe zu". die bewoelkten tage sind herrlich kuehl und die wolken stoeren uns ueberhaupt nicht.

so viel also fuer dieses mal.

wie man seht, geht's uns gut und wir haben noch nicht genug vom bordleben mit all seinen facetten :die waesche ist nach wie vor ein problem, immer noch kein geschirrspueler an bord, wenn wir brotbacken, laden wir die nachbarn zum aufguss, staendig geht was kaputt, bier ist sauteuer, wein unerschwinglich, gemuese unbezahlbar, zwei kakerlacken an bord gesichtet, anna grantelt und ist ein fuerchterlicher morgenmuffel, staendig liegt alles herum, die tage vergehen zu schnell, wir trauemen vom billa-kuehlregalen (banane-vielkorn, mozarella, sauerrahm, acidophilusmilch, FRU-FRU im glas und FRUCHTZWERGE... hoere jetzt besser auf!), wir haben keine ahnung was sich in der welt tut (bitte um innenpolitische infos, aussenpolitik auch willkommen!) und zu allem ueberfluss haben wir in der karibik noch keinen einzigen fisch gefangen, obwohl ich mir in bequia - auf empfehlung des family spirit-karls - einen mega-super-ueber-drueber-sauteuren-hightech-koeder gekauft habe. ingrids kommentare erspare ich euch...

aber keine sorge, es gibt auch bisserl was positives an dem ganzen. sonst waeren wir nicht hier.

in den naechsten tagen wollen wir bei vollmond nach trinidad segeln und vielleicht stellen wir dort idemo an land, um ein paar arbeiten zu erledigen.

bis bald wieder einmal, liebe gruesse von

robert, anna und ingrid

an bord "idemo", dzt. grenada, westindies

03.06.2001

 
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