Der Suezkanal, man fährt einfach durch ohne Schleusen und Stauseen. Dahinter liegt das Mittelleer mit der Ägäis. Zurück in der Adria haben wir schon wieder Sehnsucht nach den großen Ozeanen.

in aegypten bekommen wir besuch von einem deutschen frensehteam. geplant ist eine dokumentation über kinder die keine regulaere schule besuchen. da passt anna natuerlich super hinein. fuenf tage lang werden anna und ihre eltern in allen moeglichen lebenslagen interviewt und gefilmt. alles laeuft aber sehr gemuehtlich und unkompliziert ab, sodass wir gemeinsam mit den fernsehleuten viel spass haben.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
sobald wieder ruhe auf der IDEMO eingekehrt ist brechen wir richtung suezkanal auf. dabei treffen wir auf den letzten meilen im roten meer immer wieder auf nordwinde in sturmstaerke. hunderte oehlbohrtuerme, unzaehlige schiffe und miserable sicht machen uns das leben schwer. aber wir schaffen es und schlussendlich faellt der anker an einem windgeschuetzten platz direkt vor der einfahrt in den suezkanal.

die stimmung unter den yachties ist angespannt. schon seit wochen kursieren am funk horrorgeschichten ueber bakschisch geifernde lotsen, absichtlich zu groß vermessene boote und ueberteuerte kanalgebuehren. wir machen den ersten landgang in suez gemeinsam mit bill von der SOLITAIR. wie in jedem aegyptischen hafen muss zuerst einklariert werden und danach darf man erst das zollgelaende verlassen. bill hat es aber heute besonders eilig. er will zu einem telefon. als er das letzte mal vor mehr als zwei wochen mit seine frau telefoniert hat war sie hochschwanger und die geburt des gemeinsamen kindes war für die nächsten tage geplant. doch ein junger marinesoldat, bekleidet mit einer uniform die mehr an einen maureranzug erinnert und bewaffnet mit einem vorsintflutlichen karabiner, versperrt ihm den weg. zuerst muessen die zollformularitaeten erledigt sein und dann kann er zu dem in sichtweite liegenden muenztelefon laufen. zum unglueck des jungen vaters stellt sich heraus, dass die schiffspapiere und paesse an einen agenten übergeben werden muessen und der kommt erst morgen wieder. bill wird immer nervöser, will einfach nicht verstehen, dass er die zum greifen nahe verbindung zu seiner frau nicht erreichen kann. er beginnt zu brüllen und zu schimpfen, reist seinen schlapphut vom kopf, springt darauf herum und bekennt sich lautstark zu seiner amerikanischen nationalität (amerikanische yachten kann man im gesamten arabischen raum an der fehlenden nationale leicht erkennen). das bringt den jungen soldaten in arge bedrängnis. für einen araber ist ein gefuehlsausbruch in dieser form einfach unvorstellbar. er entsichert mit einem unangenehm lauten knacken seinen karabiner. zum glueck aller beteiligten kommen in diesem moment weitere soldaten herangelaufen. sie packen den tobenden segler und schleppen ihn ins nahe wachzimmer. dort kann er nochmals seine notsituation erklaeren und kurze zeit spaeter sitzt er vor einem telefon. grinsend erzaehlt bill spaeter, dass er stolzer vater eines 1,3 kg schweren maedchen geworden ist.

natuerlich braucht man auch für die anmeldung der kanaldurchfahrt einen agenten. wir entscheiden uns für ein buero mit dem hochtrabenden namen ‚prince of teh read sea’. nach einer angemessenen anzahlung schickt der ‚prince of the red sea’ einen vermessungsingenieur der kanalbehoerde an bord der IDEMO. der nimmt nochmals alle daten auf, macht einen blick in den motorraum und beendet damit seine offizielle taetigkeit. danach bekommen wir komplimente zu unserer tochter und plaudern über aegyptische sehenswuerdigkeiten. als abschiedsgeschenk ueberreichen wir ein mit goldenen linien verziehrtes schreibset. damit scheinen wir den geschmack unseres vermessers getroffen zu haben, denn die IDEMO durchquert den suezkanal für einen sensationell guenstigen preis.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
yachten benoetigen für die kanaldurchfahrt zwei tage wobei eine uebernachtung in izmailia zu absolvieren ist. fuer den ersten tag bekommen wir einen netten und hilfsbereiten lotsen zugewiesen doch der zweite tag wird unangenehm. ein muerrischer, noergelnder und schlitzohriger mann, der sich hauptsaechlich dem beweglichem interieur der IDEMO widmet, leitet uns mit dem ersten northbound-convoy richtung mittelmeer. unverholen gibt er uns seine wuensche nach t-shirts, zigaretten und dergleichen bekannt. als sich dann die zigaretten vom diebsmarkt in panama als nicht mehr ganz taufrisch herausstellen, sinkt die stimmung auf den nullpunkt.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
die erleichterung den burschen von bord zu haben waehrt nicht lange, denn als das ihn abholende lotsenbot von der IDEMO ablegt, schert dieses voellig ueberraschend ploetzlich aus und wir koennen einen zusammenstoss nur knapp verhindern. irgendwie haben wir damit genug von aegypten. IDEMOs bilge ist gut gefuellt, wasser- und dieseltanks voll, daher ist der entschluss ohne nochmals anzulegen direkt nach kreta zu segeln schnell gefasst.

nur der wind macht uns einen strich durch die rechnung. immer mehr dreht er auf nordwest, sodass wir uns schlussendlich mit marmaris in der tuerkei zufrieden geben muessen. als entschaedigung beist ein wirklich grosser thunfisch an der schleppangel an. der groesste fisch der gesamten reise. langsam hand ueber hand versuche ich den widerborstigen burschen an bord zu ziehen. knapp vor dem erfolg, gerade als ich ihn an bord schleudern will, reist dem armen tier das gesamte kiefer aus. der koerper (mindestens 30 – 40 kg schwer, wirklich wahr!) fällt mit einem klatschen ins wasser. wir sind traurig, nicht so sehr weil wir den fisch nicht an bord gebracht haben, sondern weil ein lebewesen voellig sinnlos sterben musste und ich durch mein unvermoegen nicht ganz unschuldig daran bin.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
von marmaris aus stechen wir in die insewelt der aegaeis. die fahrt durch das inselgewirr wird zur reise in unsere urlaubs-vergangenheit. die zeit scheint hier in den letzten zwanzig jahren stehen geblieben zu sein. die türen sind noch immer so blau wie frueher, das meer noch immer so glitzernd, die sonnenuntergaenge noch immer so rot, gyros bita noch immer so gut und den retsina gibt es noch immer in der gleichen flaschen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
traumhaft ist die aussicht von den bergen der inseln. immer wieder zieht es uns zu den einsamen kapellen, fast verlassenen doerfern und kleinen kloestern. bei einer dieser wanderungen lernen wir konstantinos, alexandros und dimitra kennen. sie kalken eine kleine kapelle neu. alles was sie dafuer brauchen haben sie ueber den schmalen pfad auf dem ruecken eines esels heraufgebracht. es macht freude zu bebachten mit welch positiver energie und mit wie viel spass sie diesen einsamen platz in ordnung halten. obwohl die drei kein wort einer fremdsprache beherrschen und unser griechisch ueber das glossar des lonley planet nicht hinausgeht, koennen wir gemeinsam spaesse machen, geschichten erzaehlen. gelebtes zueinander ruecken in europa. das europa das wir vor vier jahren verlassen haben. anna kuemmert all das nur wenig, sie hat freundschaft mit dem esel geschlossen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
pelopones, zakynthos, korfu, wir nähern uns dem ende. ein kleines aufflackern noch in den ionischen inseln. wir treffen die woodwinds. unsere letzten tage gemeinsam mit fahrtenseglern. danach geht es weiter in die adria und richtung kroatien. in einer sternenklaren nacht ueberqueren wir unsere alte kurslinie. IDEMO gesteuert von der windfahne, anna und ich schlafen und ingrid macht einen grossen eintrag im logbuch. irgendwann vor jahren ist der gedanke in uns gereift und jetzt haben wir die welt wirklich umsegelt. aber nicht dieser eine, kurze augenblick, das erreichen eines zieles, war unser traum, sondern die freiheit auf dem meer.

als wir in zadar unserem starthafen einlaufen erwarten uns familie und freunde. die ersehnten umarmungen mit muettern und vaetern und natürlich grossmuetern und grossvaetern wollen kein ende nehmen. anna hat ihre omas wieder und geniesst das in vollen zuegen. drei tage lang erzaehlen wir, hoeren geschichten von zuhause und lernen wieder eine grosse familie zu sein. ein schoenes gefuehl solch eine familie zu haben.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
einige wochen spaeter, drei tage bevor anna ihren ersten schultag haben wird, wird IDEMO in Monfalcone aus dem wasser gehoben und an land abgestellt. dort wartet sie jetzt auf einen neuen eigner, auf neue abenteuer, wir haben unsere bereits gelebt.
 
 
 
 
robert
 
an bord idemo
dzt. monfalcone, italien
 
 
 
 
 
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