Karibik pur. Palmen, Riffe und Reggae

 
 
 
in der karibik angekommen waren sofort einige reparaturen am schiff notwendig. sobald also die grosse muedigkeit ueberwunden war, haben wir uns an die arbeit gemacht. wir haben geputzt, gewaschen, gewartet und repariert. die zwei monate im outback der kapverden und des atlantiks haben idemo und uns ganz schoen zugesetzt. da war martinique, ein kleiner teil europas mitten in den tropen, der ideale platz fuer den landfall. endlich wieder supermaerkte mit einer kaeseabteilung!!! wir haben uns ueber jede kleinigkeit gefreut. unsere augen haben gestrahlt, so als wenn kleine kinder vor dem weihnachtsbaum stehen. und wir haben einen ungebremsten kaufrausch entwickelt, der sich natuerlich verheerend auf die bordkassa ausgewirkt hat.

das kommunikationsmanko der letzten woche war schnell behoben. schon in der einfahrt von martinique haben wir die ersten befreundeten schiffe gesehen und dann auch noch zufaellig unsere guten freunde von der "family spirit", mit denen wir schon in spanien gemeinsam gesegelt sind, getroffen. da hat sich dann so mancher sundowner und manche lange nacht ergeben.

anna hat auch schnell freunde gefunden und ploetzlich waren die lieben eltern nur mehr nebensache.

so nebenbei haben wir die wunder-schöne insel martinque erkundet. tiefe schluchten mit hohen wasserfaellen, tropischer regenwald und wunderbare karibische straende haben uns so richtig in den zauber der karibik eingefuehrt. mit leihwagen, fahrraedern und wanderschuhen haben wir die insel durchstreift und lieben gelernt.

leider ist anna auf einem unserer ankerplaetze auch ein "hoppala" passiert: in der "anse mitan" (auf martinique heissen die buchten "anse") spielt anna mit ihrer neuen freundin nadine vom österreichischen schiff "fuchor" fangen, und faellt dabei durch eine luke. ganz nahe bei den schamlippen schlaegt sie sich ein vier zentimeter langes cut. das ganze blutet fuerchterlich und am anfang kann man ueberhaupt nichts erkennen. das popdeck hat nachher ausgesehen als haetten wir einen zwanzig kilo thun ausgenommen. erst als wir die wunde mit viel desinfektionsspray reinigen, kann man sehen was passiert ist. obwohl alles nicht so schlimm aussieht, motoren wir mit dem dinghi an land, schnappen uns ein taxi und fahren ins naechste spital. auf der gynaekologischen station wird anna genau untersucht. naehen kann man an dieser stelle nicht, aber wir bekommen entsprechende medikamente zum reinigen der wunde und die zusicherung, dass wunden an den schleimhaeuten sehr schnell zuwachsen. und wirklich, nach wenigen tagen ist die wunde geschlossen und alles wieder beim alten.

martinique, französische lebensart mit kreolischem einschlag, hat uns erst nach fünf wochen und einigen weiteren schoenen ankerplaetzen losgelassen. vollbepackt mit kaese, wein und bier haben wir uns auf den weg nach st. lucia gemacht.

rodney bay, marigot bay und die einzigartigen pitons im sueden der insel waren unsere  stationen auf st. lucia. wunderbare ankerplaetze - alle mit viel geschichte, weissem sand, tuerkisfarbenem wasser und palmen verziert.

aber auch das paradies hat nachteile. alles ist extrem teuer und man hat das gefuehl eine lebende weihnachtsgans zu sein.  zwei drittel der bevoelkerung scheinen nur damit beschaeftigt, auf touristen zu warten, um diesen zu unverschaemten preisen lebensmittel oder ramsch zu verkaufen. so kostet zum beispiel ein karfiol 150 ös! da hilft auch kein handeln. die rastafari rauchen in aller ruhe ihren joint und weigern sich mit dem preis runterzugehen, liebe leute aber "beinharte" geschaeftsmaenner. wir haben aber auch noch keine crew kennengelernt, die suedlich von martinique auch nur einen paradeiser gekauft hat.

sonst verstehen wir uns mit den menschen hier gut, obwohl es nicht einfach ist kontakt zu knuepfen. aber boatboys, gemueseverkaufer und taxifahrer (gleich bei unserer ersten fahrt wurden wir mit dem uralttrick "EC-Dollar andeuten, US-Dollar meinen" gelegt) machen einem das leben nicht immer leicht. geht aber nicht nur uns so und unter den yachties sind methoden, wie man damit umgeht, ein heisses thema.

in der marigot bay lernen wir das tiroler schiff "xenia" mit andreas und brigitte kennen. wir verbringen eine lange nacht bei krautfleckerln (beigesteuert von der idemo) und viel punsch und bier (aus der bordbar der xenia). die beiden erzaehlen uns, dass es ihnen wie so manch anderen crews geht. sie haben den karibik-blues. palmen, sand und meer sind ihnen einfach zu wenig. sie wollen wieder nach hause ins mittelmeer, obwohl sie noch zeit und geld zum weiterfahren haben. diese beiden sind bereits die dritte crew, die vorzeitig nach europa zurückgeht.

uns gefaellt es eigentlich noch ganz gut, obwohl es natuerlich nicht immer nur schoene momente gibt. der haushalt am schiff erfordert viel zeit, immer ist etwas zu reparieren oder man macht sich gedanken, ob auch wirklich alles am schiff sicher und seefest ist. die zeit zerrinnt uns in den fingern (fehlende zeit zum denken war ein mitgrund wieso wir auf diese reise gegangen sind!). anna will beschaeftigt werden und laesst nicht viel freiraum fuer die "geplagten" eltern. das klima macht besonders ingrid und anna zu schaffen und robert laboriert schon seit wochen an ohrenschmerzen. laut literatur schlaegt sich der niedrige luftdruck und die hitze auf die psyche und macht die mitteleuropaer leicht reizbar (eine andere crew hat uns besonders vor dem klima in grenada gewarnt, die haetten sich dort fast scheiden lassen). wir koennen das manchmal auch bei uns beobachten. jeder schilling wird umgedreht und alles ist extrem teuer, sodass fuer das kennenlernen von land und leuten manchmal nicht viel uebrigbleibt. aber schon ein guter segeltag, oder ein sonnenuntergang, oder ein schnorchelausflug koennen das alles aufwiegen.

wie zum beispiel die ueberfahrt nach bequia. zuerst hatten wir guten wind von raumschots und idemo ist richtung sueden gerauscht als waere sie eine rennzicke. entlang der wunderschoenen insel st. vincent kamen die boen wie riesige walzen von den steilen haengen herunter und wir hatten immer eine hand an der grossschot. im kanal von st. vincent - bequia haben wir den wind dann auf die nase gehabt und idemo musste ihre amwind-qualitäten beweisen. als draufgabe haben wir dann noch unsere ersten wale gesehen. fuenf kleine schwertwale (3 - 4 meter) haben die idemo begleitet.

als der anker in der admiralty bay vor port elisabeth auf weissem sand und zehn meter wassertiefe faellt, sind wir alle 3 ziemlich geschafft aber zufrieden mit diesem tollen segeltag.

die admiralty bay ist nicht nur für die tollen sandstraende und palmen bekannt, sondern besonders für die sundowner-bar frangipani. hier muss jeder segler einmal gewesen sein. die zehen in den sand stecken, einen kuehlen drink (eigentlich sind es ja zwei zum unverschaemt hohen preis von einem) geniessen und die wellen beim stranden beobachten. das ergibt ein wunderbares karibikfeeling.

wie so oft entdecken wir schon beim einlaufen einige bekannte schiffe. der einhandsegler roman, vom wharram-kat "tanoa" gibt uns den entscheidenden tip vom kokospalmenhain in der spring-bay. um die kokosnuesse  abzuschaelen braucht man aber eine machete. wir erstehen also zum gegenwert eines karfiols eine machete und schnallen diese  á la indiana- jones an den rucksack und spazieren in die spring-bay.

wir finden tatsaechlich einen riesigen palmenhain mit tausenden kokosnuessen, die nur darauf warten von uns eingesammelt zu werden. der erste versuch eine zu oeffnen gelingt zwar, es stellt sich aber als sehr muehsam heraus an die heissersehnte frucht zu kommen.

ploetzlich entdeckt uns eine riesige negermamma und kommt ihre machete ueber dem kopf schwingend zu uns herueber. anna versteckt sich hinter den beinen von ihrem papa und der versucht verlegen die machete hinter dem kind zu verstecken. die frau ist wirklich fett, hat einen flachen, grossen busen (typisch mann! - i. hat das gar nicht bemerkt!), einen noch groesseren bauch aber sehr freundliche augen. in einem kaum verstaendlichen kauderwelsch-englisch fragt sie uns ob, sie uns zeigen soll wie man ein wenig schneller und einfacher an die nuss kommt. und ob wir das wollen! sie legt die ungeschaelte nuss auf den boden, hackt drei vier mal auf die zaehe schale, verwindet die machete und schwups, hat sie die geschaelte nuss in der hand. jetzt klopft sie mit dem vorderen teil der machete auf die nuss ein, so als wollte sie ein fruehstuecksei aufklopfen, da bricht das obere viertel ab und wir koennen den saft trinken. schmeckt wirklich erfischend, obwohl die nuss in der sonne gelegen ist.

spaeter füllen wir den gesamten rucksack mit der exotischen beute und haben jetzt fuer die naechsten wochen kokosnuesse an bord. jetzt brauchen wir nur noch entsprechende rezepte.

kulinarisch sind wir auch auf den karibischen stil umgestiegen. brotfrucht, kochbananen, papaya, und suesskartoffel wandern in den kochtopf. der absolute hit sind aber christophinen. gekocht werden sie in butter geschwenkt oder als salat verarbeitet. einfach koestlich. karibischer hendleintopf, hier colombo genannt ist ein weiterer favorit der idemoküche. und natuerlich die longdrinks! wir haben zwar kein eis an bord, was die qualitaet unserer kreationen drastisch herabsetzt, aber ein teil weisser rum, zwei teile sugar cane-sirup, ein teil frisch gepresste lime, das restliche glas mit annanassaft auffuellen - fertig ist das lieblingsgetraenk der skipperin.

das ereignis der admiralty bay aber sind die schwimmkuenste unserer tochter. ANNA KANN SCHWIMMEN! ohne wenn und aber, anna kann schwimmen. nachdem sie mit ingrid stundenlang im pool von "doolittles bar" in der marigot bay  geübt ha: (der vater war nicht geduldig genug), konnte sie dort einige tempos machen. der durchbruch kam aber als wir ihre heissgeliebten schwimmfluegerl bei einem strandausflug auf bequia vergessen haben. alles war dabei: schauferl, sandkueberl, backformen - nur halt keine kleinen, orangenen, original-schwimmfluegerl. nach einem laengeren streit ueber die rueckkehr zum schiff,  geht sie trotzig ins wasser und schwimmt durch die brandung ins tiefe wasser. einfach so.  wir sind jetzt noch stolzere eltern und anna zieht ihre kreise um die idemo.

soviel aus der karibik. in den naechsten tagen gehen wir in die tobago keys. das ist das absolute karibik-highlight fuer segler. kleine niedrige unbewohnte inseln, geschuetzt von langen riffen und nur mit dem schiff erreichbar. wir werden sehen, oft sind traeume ja schoener als die wirklichkeit....

ganz liebe gruesse von uns dreien! bis zum naechsten mal!

anna, ingrid und robert

an bord "idemo", bequia / st. vincent

23.4.2001


Wer weiter lesen will:  Bequia-Grenada